Menschen strömten in die Messehallen (Foto: Leipziger Buchmess |
Die deutsche Presse bilanziert die Leipziger Buchmesse. „Wenigstens auf der Leipziger Buchmesse hat 1968 gesiegt. Mit schierer Masse“, spöttelt die Welt – nahezu jeder ehemals studentenbewegte alte Kämpe, der noch einigermaßen den Griffel halten könne, habe 40 Jahre danach ein Buch geschrieben. Während sich die 68er zum netten Jahrgangstreffens versammelt hätten, sei in der Comic-Halle der Karneval ausgebrochen, „in dem selbst Zahnarztwitwe Langhans nicht auffällt“.
Die Frankfurter Rundschau schreibt, dass auf der Messe vom Leipziger „Discokrieg“ nichts zu spüren gewesen sei. „Die Leipziger Buchmesse endete so, wie sie auch die Tage zuvor verlaufen war: In einer recht heiteren, entspannten und freundlichen Atmosphäre, die offenbar auch von den Anfechtungen des Politischen nicht zu trüben war.“
Der Stern verfolgt den Auftritt von Eva Herman, zu dem kaum ein Reporter gekommen sei.
Der Tagesspiegel aus Berlin hat sich in Leipzig gelangweilt. Bis zum Sonntag, dem letzten Messetag, habe die Messe wenig Aufsehen erregt. „Interesse weckte höchstens die Nachricht, dass im Herbst ein tausend Seiten starker Roman von Uwe Tellkamp erscheinen soll. Und zwar bei Suhrkamp und nicht beim Rowohlt Verlag“. Oder dass Elke Heidenreich wegen eines Termingerangels eventuell Ende des Jahres die Brocken hinschmeiße.
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