Seit dem Zweiten Weltkrieg waren noch nie so viele Menschen gleichzeitig auf der Flucht. 60 Millionen sind es weltweit, Hunderttausende machen sich auf den Weg nach Europa. Der Umgang mit Flucht und Migration wird die Zukunft Europas entscheidend beeinflussen, die Integration von Zuwanderern die zentrale Herausforderung und Daueraufgabe in den nächsten Jahrzehnten bleiben. Die Robert Bosch Stiftung und die Leipziger Buchmesse veranstalten auf der kommenden Frühjahrsbücherschau vom 17. bis 20. März 2016 einen Programmschwerpunkt zu Zuwanderung und Integration. Unter dem Titel „Europa21. Denk-Raum für eine Gesellschaft von morgen“ sprechen Schriftsteller, Wissenschaftler, Journalisten und Vertreter der Zivilgesellschaft aus verschiedenen Ländern über Hintergründe der Fluchtbewegungen und damit zusammenhängende Herausforderungen. Sie diskutieren über Vorstellungen und Visionen für ein offenes und solidarisches Europa.
„Neben Empathie, mit der viele Bürgerinnen und Bürger Flüchtlingen begegnen, benötigen wir alle Analyse, Information und Aufklärung, um politisch und gesellschaftlich handlungsfähig zu bleiben bzw. zu werden“, erklärt Kuratorin Insa Wilke. „Intellektuellen und Künstlern aus allen europäischen Ländern kommt dabei durch ihre rhetorische Kompetenz und ihre speziellen Sicht- und Ausdrucksweisen eine Schlüsselrolle zu, den öffentlichen Diskurs um die Zukunft Europas zu versachlichen und konstruktiv zu führen.“
Die Leipziger Buchmesse als der Frühjahrstreffpunkt für Autoren, Verleger, Medienmacher und Leser bietet den optimalen Rahmen für einen solchen Dialog über die Zukunft Europas, sagt Buchmessedirektor Oliver Zille: „Der Denk-Raum Europa21 lässt sich in viele Richtungen öffnen, will aber auch ein deutliches Zeichen setzen für ein solidarisches Europa und eine offene Gesellschaft.“
Der Programmschwerpunkt Europa21 besteht aus drei Säulen: einem international besetzten Experten-Diskussionsforum im Café Europa, einer Abendveranstaltung mit Publikumsbeteiligung in der Leipziger Innenstadt sowie Hörstationen im Eingangsbereich der Leipziger Buchmesse.
Café Europa: Podium für den europäischen Dialog
Zwischen dem 17. und 20. März finden sechs Gesprächsrunden im Café Europa in der Messehalle 4 statt. Schriftsteller, Wissenschaftler und Journalisten diskutieren über folgende Themen:
– Kontext: Geschichte, Ursachen und Bedeutung der Fluchtbewegungen aus dem Nahen Osten
– Change: Wie Europa sich schon verändert hat und noch verändern muss
– Fakten: Flüchtlinge in Europa – Europa und die Flüchtlinge
– Sprachkunst: Wer erzählt wie von wem – Literatur und Verantwortung
– Rhetorik: Die vierte Macht und ihre eigene Asylpolitik
– Streitpunkt: Rückkehr der Religionen?
Neues Rathaus: Gesprächsrunde mit Publikumsbeteiligung
Am Freitagabend, 19. März, debattieren Politiker und Künstler über die Offenheit unserer Gesellschaft und ihre Grenzen. Unter der Überschrift „Wie wir zusammen lebten, leben und leben wollen“ entwerfen die Teilnehmer im Neuen Rathaus eine Vorstellung vom gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenleben in Deutschland. Das Publikum ist an dem Abend eingeladen, sich mit Fragen, Anregungen und Kommentaren an der Diskussion zu beteiligen. Die Wünsche und Visionen werden möglichst noch vor Ort einem Realitätstest unterzogen.
Hörstationen in der Glashalle: Asylsuchende kommen zu Wort
Im Jahr 2015 sind in der Stadt Leipzig einige tausend neue Asylsuchende unterschiedlicher Herkunft angekommen. Welche Geschichten verbergen sich hinter dieser Zahl? Woher kommen diese Menschen, und was erhoffen sie sich hier und jetzt? Ein Reporterteam lässt Asylsuchende aus der Region zu Wort kommen. Ihre Stimmen erklingen während der Messelaufzeit an Hörstationen im Eingangsbereich der Glashalle.
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