Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2020 geht an den ungarischen Essayisten, Kunsttheoretiker, Literaturkritiker und Übersetzer László Földényi. Er erhält die Auszeichnung für sein Buch „Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften“, erschienen im April 2019 bei Matthes & Seitz Berlin. Aus dem Ungarischen übersetzt wurde das Werk von Akos Doma.
Die Preisverleihung findet zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse am Abend des 11. März 2020 im Gewandhaus statt. Die Laudatio hält der Publizist und Leiter des „Zeit“-Feuilletons Adam Soboczynski.
In der Begründung der Jury heißt es: „Ein verstörendes, wenig segenreiches Phänomen unserer Zeit ist das des ‚Checkertums‘, die Haltung des stets durchblickenden, aktionsbereiten Machers. Der Checker weiß genau, wie’s geht, ob in puncto Migrationspolitik und Grenzbefestigung, Klima, Handelsabkommen, Minderheiten, nie ist er um eine Antwort verlegen, Grübeln ist verpönt, Kompromisse schließen heißt Kapitulation. Und doch verbirgt sich hinter diesem Aktionsdiktat oftmals eine hässliche Leere, in die mit gefährlicher Konsequenz ein ideologischer Absolutismus zu schießen vermag, ein Denken, das wenig Raum für Anderes, kaum Platz für Andere lässt“.
„In einer beglückend unzeitgemäßen Volte“ habe László Földényi „sich der Melancholie verschrieben“. Und weiter: „Er hat sie über Jahrzehnte in großen geistesgeschichtlichen Studien erforscht und sie uns dabei in einer wunderbaren Paradoxie als produktiven Zustand offenbart, als zutiefst lebensbejahende Haltung. Der melancholische Mensch kapituliert nicht, er hält den Blick auf das Unlösbare gerichtet und bringt so den ewigen Kern unserer Existenz zur Anschauung, das zutiefst Widersprüchliche. Es ist der Blick auf das Leben als ‚hauchdünne Membran‘, als durchlässige Umgrenzung, nicht Bollwerk. Durchlässig auch für Zivilisation und Barbarei. In Földényis ungemein anregendem, reichem Werk offenbart sich die Welt als fortwährendes Rätsel, das Hinwendung und Aufmerksamkeit verlangt. Und in eben dieser Aufforderung zur beharrlichen schöpferischen Anteilnahme – auch wenn sie keine Lösungen verspricht – liegt der mögliche zarte Triumph des Lebendigen.“
Der Jury gehören Skadi Jennicke (Bürgermeisterin für Kultur der Stadt Leipzig), Michael Krüger (Autor, Verleger, Übersetzer), Johannes Riis (Verleger, Kopenhagen), Elisabeth Ruge (Autorin, Verlegerin, Literaturagentin) und Daniela Strigl (Essayistin, Kritikerin, Dozentin) an. Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird seit 1994 jährlich vergeben und ist mit 20.000 Euro dotiert.
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