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Leipziger Zuckerguss

Lauter Leipziger Bilanzen dominieren heute in den Feuilletons. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ misstraut dem vorgezeigten Optimismus: „Dass das Geschäft mit den Büchern ungeschoren davonkommt, glauben freilich die wenigsten Vertreter der zweitausend Verlage, die hier in kleinen Kojen dem endlosen Besucherstrom ihre Bücher präsentieren. Über das Ausmaß aber gehen die Prognosen auseinander: Während die einen meinen, der Buchmarkt sei nur deshalb nicht betroffen, weil auch die Krise die Haushalte noch nicht erreicht habe, hoffen andere, dass gerade das Buch sich als krisenresistent erweisen könnte, sozusagen als Medium der Stunde, weil es in Zeiten des Verzichts das kleine Glück garantiere.“

Auch die „Neue Zürcher Zeitung“ zeigt sich skeptisch. Zwar habe die Leitung der Leipziger Buchmesse schon zur Halbzeit, am zweiten von vier Messetagen, ein Besucher-Plus von 11% vermeldet. „Unser persönlicher Eindruck war ein anderer: Hatte das Gedränge im Vergleich zum Vorjahr nicht doch abgenommen?“ Spätestens am Wochenende aber habe der übliche Ansturm geherrscht. Mit Blick auf die Herausforderungen durch das E-Book beschreibt der Autor die im Handel wirkenden Rationalisierungsprozesse, die das klassische Berufsbild zerstörten: „Ein Hugendubel-Mitarbeiter beklagte in Leipzig das Auseinanderfallen in wenige Fachkräfte, die im Buchladen noch zu kompetenter Beratung der Kunden in der Lage sind, und eine wachsende Zahl von Handlangern, die bloss noch Kartons auspacken, Regale bestücken, Geld kassieren. Ob das der Weg ist, dem Internet erfolgreich Paroli zu bieten, scheint zweifelhaft.“

Die „Frankfurter Rundschau“ holt zu einem Rundumschlag aus: Die Krise sei in Leipzig weggeredet worden, beschreibt das derzeit in zahlreichen Büchern erörterte ost-westdeutsche Verhältnis, beobachtet den Streit von Monika Maron und Günter Grass und stellt kurz die Analyse von Christoph Links zum Schicksal der DDR-Verlage vor.

„Braucht die erweiterte Bundesrepublik einen Gründungsmythos?“, fragt die „taz“ mit Blick auf das in Leipzig dominante Thema Mauerfall.

Die „Süddeutsche Zeitung“ schickt in einer hübschen Reportage einen erschöpften „Radiokollegen“durch die Messehallen, in denen die Außenwelt nur „wie von Zuckerwatte eingehüllt“ zu sehen gewesen sei. „Oder haben Sie eine Diskussion erlebt, bei der es hoch herging?“

faz.net, nzz.ch, fr-online.de, taz.de, „Süddeutsche Zeitung“ (S. 12)

VERLAGE

Suhrkamp: Ulla Unseld-Berkéwicz begründet, warum’s nach Berlin gehen soll: „Wenn wir nicht dahin gehen, wo Krise und Chance aufeinandertreffen, verlieren wir das Recht, Bücher, Stücke, Musik oder Kunst zu machen und zu verkaufen, die sich mit Krisen und Chancen, also mit dem Leben auseinandersetzen.“
„Spiegel“ (S. 148)
 

BÜCHER & AUTOREN

Litcologne: Krise bleibt ein ferner Donner.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 9)

Günter Grass: Der Levitenleser von Leipzig.
fr-online.de

Charlotte Roche ff.: Junge Autorinnen erforschen Tabuthemen weiblicher Befindlichkeit.
„Spiegel“ (S. 142)

Blanca Varela: Mario Vargas Llosa verabschiedet die peruanische Dichterin, die im Alter von 82 Jahren in Lima gestorben ist.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 32)

Christa Wolf: feiert am Mittwoch ihren 80. Geburtstag.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 34)

ONLINE

Soziale Netzwerke: Eine neue Studie zeigt, dass nun die Eltern weltweit Facebook, Myspace & Co erobern.
„Handelsblatt“ (S. 17)

MEDIEN & MÄRKTE

Bertelsmann: verkauft Datenmanagement-Firma Empolis an Schweizer Investor.
„Handelsblatt“ (S. 17)

Medien: Was sich Start-ups von einer „personalisierten Zeitung“ versprechen.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 13)

SZENE

Superpreis: Comic-Fan zahlt bei einer Internetauktion umgerechnet rund 245.000 Euro für den ersten „Superman“-Comic
focus.de, „Süddeutsche Zeitung“ (S. 9)

Anna Amalia bis Nationalbibliothek: 22 muslimische Bibliothekare auf Studienfahrt durch das deutsche Büchereiwesen.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 11)

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