Die Welt der wissenschaftlichen Sortimenter verändert sich dramatisch: Im Zeitalter von E-Books und Datenbanken wird der Fachbuchhändler immer stärker zum Dienstleister. Bei der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS) in Bremen rückte vom 2. bis 4. Mai ein zentrales Problem der Entwicklung in den Mittelpunkt: Die Fachsortimenter brauchen ein neues Bezahlmodell.
Kunden fordern immer mehr Dienstleistung
Wie Alexander Graff, Programm-Manager e-Procurement bei Schweitzer Fachinformationen, darstellte, ergeben sich für die Buchhändler aus der veränderten Nachfrage neue Aufgaben, die über Beratung, Einkauf und Lieferung weit hinausgehen. Schweitzer sei mittlerweile auch Software-Entwickler, Systemintegrator, Prozessoptimierer, Kostensenker sowie Aggregator von Content und Lizenzmodellen. „Das Dienstleistungsangebot steigt explosionsartig an, während das Volumen nach unten geht“, erläuterte Graff. Das Problem: Keiner will für solche Dienstleistungen bezahlen.
Bei den Bibliothekslieferanten stellt sich die Situation nach Angaben von Branka Felba von der Versandbuchhandlung Missing Link ähnlich dar. Die Beratung sei durch die Digitalisierung deutlich intensiver geworden, da unter anderem interne logistische und technische Prozesse sowie rechtliche Aspekte berücksichtigt werden müssen. Außerdem biete Missing Link technische Zusatzleistungen von Aufbindung über Folierung bis zur Sicherung an – trotz schwindender oder unsicherer Budgets bei den Bibliotheken.
Fester Anteil für Content und Handling
In den Diskussionen auf der AWS-Tagung wurde deutlich, dass eine einfache Lösung für das Wirtschaftlichkeitsproblem des Fachbuchhandels nicht in Sicht ist. Immerhin gibt es Ansätze. So schlug Graff vor, dass die Verlage den gebundenen Buchpreis so gestalten, dass er Content und Handling in einem festgelegten Anteilsverhältnis abdeckt. In der Branche müssten Strukturen geschaffen werden, die verhindern, dass Kunden Verlage und Händler gegen-einander ausspielen können, forderte seine Kollegin Branka Felba.
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