Die von vielen Briten erhoffte „Freiheit“ durch den Brexit hat sich das Land durch zahlreiche Einschränkungen erkauft, wobei der grenzübergreifende Handel sich als das schlimmste Nadelöhr entpuppt hat.
Schon im vergangenen Jahr hatten die deutschen Barsortimente vor Lieferengpässen gewarnt und um frühzeitige Bestellung gebeten. Ein Fahrermangel und erheblich erhöhte Lieferzeiten gehören aber seitdem zur Tagesordnung.
Im Jahr 2022 scheint sich daran wenig geändert zu haben, wie ein Bericht des britischen Fachmagazins „The Bookseller“ andeutet. Ein Jahr nach Auslaufen der Übergangsregelung für den Brexit hätten unabhängige Verlage weiterhin mit Verzögerungen zu kämpfen, die nach Aussage der befragten Unternehmen vor allem durch die stark erhöhten Zollaufwendungen zurückzuführen seien. Aus Großbritannien in Richtung EU verschickte Ware werde als nicht ordnungsgemäß deklariert zurückgewiesen, berichtet „The Bookseller“. Kleinere Erfolge seien nur damit erzielt worden, bestellte Bücher via DHL an Privatadressen zu verschicken – doch auf Dauer könne das keine Lösung sein.
Andrew Franklin, Chef des britischen Buchhändlers Profile Books, klagt: „Das Problem beim Brexit ist nicht das Prinzip, was auch immer man davon hält, sondern das Detail. Wie alle Verlage stoßen wir immer wieder auf bürokratische Hürden, Zeit und Geld, die in den Kanal fließen, wenn wir versuchen, Bücher auf den Kontinent zu bringen.“
Karen Sullivan, Verlegerin bei Orenda, nennt im Artikel die Lage „albtraumhaft“. Der Verkauf und Versand von Bücher in die EU sei fast unmöglich. Die Hürden beim Zoll hätten zu einem erheblichen Rückgang der Verkäufe geführt. „Keine Handelsvereinbarungen, ein sehr volatiles Pfund, anhaltende Transportprobleme – und die damit verbundenen Kosten – keine glückliche Mischung. Das war ein ziemliches Mülljahr“, so Sullivan.
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