Alles aus einer Hand: Der Buchgroßhändler Libri und das Schwesterunternehmen Books on Demand (BoD) errichten am Libri-Standort in Bad Hersfeld ein Print-on-Demand-Zentrum, das Ende 2020 vollständig in die Logistikstruktur integriert sein soll. Für das Projekt haben Libri und BoD ein Investitionspaket mit einem mittleren zweistelligen Mio-Betrag geschnürt.
„In der Summe betrachtet, ist es die nächstgrößte Investition nach der Errichtung unseres Logistikzentrums in Bad Hersfeld im Jahr 2000“, erklärt Libri-Geschäftsführer Eckhard Südmersen. Bei dem Vorhaben haben die Unternehmen auch den Wettbewerber KNV im Blick, der an seinem Standort in Erfurt Print-on-Demand-Dienste offeriert, mit derzeit nach eigenen Angaben 695.000 Titeln, die on-demand produziert werden können.
Libri und BoD setzen zum großen Wurf an. „Neueste Produktionsverfahren und die lückenlose Integration in die Barsortimentsabläufe verkürzen die Lieferzeit und schaffen eine ganz neue Titelvielfalt. Im Ergebnis sind mit dem neuen Druckzentrum ab Start über 5 Mio deutsche und internationale Buchtitel dauerhaft verfügbar und über Nacht lieferbar – ein einzigartiges Angebot im europäischen Buchmarkt“, trommeln die Unternehmen. Details:
- Am Libri-Standort in Bad Hersfeld wird für die Integration der Print-on-Demand-Kapazitäten kräftig aufgestockt. In einer mehrgeschossigen Halle sind 10.000 qm allein für die Produktion der Titel vorgesehen.
- Um einen reibungslosen Prozess zu ermöglichen wird bis vollständigen Integration parallel produziert.
- Vertrieb, Verwaltung und Autorenbetreuung verbleiben am bisherigen Firmensitz von BoD in Norderstedt bei Hamburg.
Trommeln mit Listung und Verfügbarkeit
In der Kartei hat BoD aktuell nach eigenen Angaben 2500 Verlage, auf dem Selfpublishing-Sektor kommen über 40.000 Autoren hinzu. BoD-Geschäftsführer Gerd Robertz verspricht „mit dem Zusammenbringen der jeweiligen Kernkompetenzen neue Wachstums- und Entwicklungspotenziale für die gesamte Wertschöpfungskette“.
Auch auf generelle Herausforderungen der Branche wird verwiesen. „Heute steht der Leser im Fokus strategischer Überlegungen im Buchmarkt. Zum einen setzen Leser eine schnelle Lieferung voraus, zum anderen werden Trends und Themen immer kurzfristiger. Mit wachsender Unsicherheit auf den Absatzmärkten und mit Auflagenrückgängen steigt das Abschriftenrisiko der Verlage. Wird Print on Demand von Anfang an in die Publikationsprozesse eingeplant, können Bücher risikofrei, flexibel und nachhaltig veröffentlicht und Lagerbestände optimal bewirtschaftet werden“, werben Libri und BoD. Und weiter: „Neue Titel, neue Formate oder Newcomer können, ohne in eine große Auflage zu investieren, getestet werden. Sobald ein Titel erfolgreich ist, druckt der Verlag wie gewohnt in hoher Auflage und das Barsortiment lagert wie üblich ein. Die Backlist wiederum wird zunehmend als Print-on-Demand-Titel angelegt. Der Erfolg: Das Verlagsprogramm ist dauerhaft verfügbar, Masterdatensätze können jederzeit aktualisiert werden und das Kulturgut Buch wird gestärkt.“
Mit der Integration des Print-on-Demand-Zentrums in die Barsortimentsstruktur seien „nahezu alle Titel inklusive Regionalia, Nischentitel und Backlisttitel“ für den Buchhandel sofort verfügbar. „Zwischen Lager- und Print-on-Demand-Titel wird es keinen spürbaren Unterschied geben“, kündigt Libri an.
Auflagenrückgang und wachsende Unsicherheit auf den Absatzmärkten: Print-on-Demand-Produktion kann die passende strategische Antwort sein. Im sechsten Jahrhundert nach Gutenberg steht bei den Verlagen deren namensgebende Eigenschaft zur Disposition: die Vorfinanzierung einer zu verkaufenden Auflage gedruckter Bücher. Viele arbeiten an „Zero Inventory“-Strategien, bei denen ein Buch erst dann (und dort) produziert wird, sobald (und wo) es bestellt wurde (Plus).
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