Ungewohnt scharf hat der Sortimenter-Ausschuss die Verlage davor gewarnt, mit Hilfe von Libreka den Direktvertrieb auszubauen – und gefordert, dass möglichst viele Buchhändler beim digitalen Vertrieb über ihre eigenen Webseiten mitmachen (hier der Bericht). Der Warnschuss des SoA wirft einmal mehr ein Licht auf die Sollbruchstelle des Libreka-Konzepts und könnte der Vorbote künftiger Spannungen zwischen den Sparten sein.
Bei allen hochfahrenden Plänen zur Integration des Buchhandels bleibt die Hoffung, dass Sortimenter ein stattliches Stück von Librekas Download-Kuchen erhalten, gering: Die meisten Buchhändler haben es nicht geschafft, sich im Netz zu etablieren und nennenswerte Online-Umsätze zu erwirtschaften, weshalb sich der Vertrieb der Libreka-Texte auf das zentrale Portal konzentrieren wird – im blinden Fleck von Google verwaisen Nischen-Angebote zwangläufig. Ebenfalls ohne Perspektive bleibt die schwammige Perspektive, irgendwann Download-Terminals im Buchhandel aufzustellen – die Dussmann-Erfahrung mit entsprechenden Hörbuch-Tankstellen spricht Bände.
Die Verlage werden sich im Gegenzug nicht die Chance entgehen lassen, eine Online-Direktvertriebsschiene – die bislang für viele unerschwinglich war – aufzubauen, um ihre Kunden besser kennenzulernen; der Anteil des Direktvertriebs von Verlagen am Buchmarkt (2007: 17,7%) wird rasch zulegen.
Vor diesem Hintergrund erscheinen alle Versprechungen zur Integration des Buchhandels seit Beginn des Projekts wie Lippenbekenntnisse. Mit dem Ziel, den Frieden unter den Sparten zu bewahren und dem Verband in der schönen, digitalen Welt ein vermeintliches Leuchtturmprojekt zu bescheren. Mit dem Risiko, den Pseudo-Frieden aufs Spiel zu setzen.
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Die Einbindung des klassischen Buchhandels war schon von Anfang das Problem des Projektes. Initiert von den Verlagen, mit dem klaren Ziel, die Rechte an den digitalen Objekten zu behalten, nicht in Abhängigkeit einiger großer Anbieter (und Kunden wie Amazon) und last but not least näher an den Endkunden zu kommen. Dem klassischen, stationären Buchhandel, wird aus dem Libreka-Projekt nur eine bessere Beratung seiner Kunden übrigbleiben. Der Kunden, die nicht über das Internet recherchieren wollen, sondern die Beratung im Handel suchen.
Ansonsten hat Arnoud de Kemp schon fast alles gesagt.
Nur eines noch, wer, wenn nicht der dreistufige Börsenverein, sollte alle Befindlichkeiten der Branchenteilnehmer berücksichtigen?
Reiner Klink
Die Buchhandlungsseiten müssen entweder „Zusatznutzen“ bringen, oder sich bereits als primärer online-Bezugskanal für die (Stamm-)Kunden der stationären Buchhandlung profiliert haben. Sonst braucht das Libreka-Angebot keinen Vermittler…und der Kunde auch nicht.