Erinnert sich noch irgendjemand an den „Bücher-Butt“? Nein? Recht so und gut so. Die Erfolgsgeschichte des Deutschen Buchpreises hat seinen unglücklichen Vorgänger gnädig dem Vergessen anheimgegeben. In den Feuilletons wird schon die vergangene Woche vorgestellte Longlist als deutsches „Rentrée littéraire“ begrüßt, und das zeigt, wie sehr der Buchpreis in seinem fünften Jahr zur Institution geworden ist.
Nun haben literarische wie alle künstlerischen Auszeichnungen so an sich, dass sie keine Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltungen im Stile, sagen wir, des „Goldenen Lenkrads“ sein können. Die Entscheidung der Juroren muss in gewisser Weise nachvollziehbar sein, aber eben auch zum Kritteln, Sticheln und Andersmeinen in all seinen Schattierungen einladen. Sonst interessiert die ganze Veranstaltung am Ende niemanden.
Vor diesem Hintergrund sollte man wohl auch die Fundamentalkritik sehen, die offen oder unterschwellig an der Buchpreis-Longlist geäußert wird: Dass sie im Grunde eine Art „Best of Konzernverlage“ sei. Die Independent-Verlage jedenfalls, die mit einer „Hotlist“ gekontert haben, räumen auf Nachfrage freimütig ein, dass nur wenige der darauf vertretenen Titel überhaupt für den Buchpreis gemeldet waren.
Und so entpuppt sich die vermeintliche Fundamentalkritik als Fußnote der Erfolgsgeschichte: Als Bühne für Literatur bietet der Buchpreis nicht nur den Nominierten die Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Dass die unabhängigen Verlage sich dabei am Buchpreis und seiner Longlist reiben, muss man nicht ankreiden. Institutionen müssen und können so etwas aushalten. Am Ende profitieren alle, die der Literatur eine breite Öffentlichkeit wünschen.
(Aus buchreport.express 35/2009)
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