Mayersche-Chef Hartmut Falter arbeitet an einer Online-Strategie des stationären Handels. Im buchreport.magazin Juli/August erläutert er ein Mittelfrist-Szenario. Hier vorab ein Interview-Auszug:
Der Online-Handel wächst: Was ist die Perspektive für stationäre Händler?
Vor 5 Jahren hat mir die Entwicklung des Online-Handels sehr viel Respekt eingeflößt, inzwischen sehe ich da für uns positive Perspektiven. Die Tatsache, dass Amazon eigene Läden macht, ist ja nicht nur ein Marketingfeuerwerk, sondern zeigt, dass sie erkannt haben, dass eine stationäre Präsenz offensichtlich dazugehört, um am Ende erfolgreich zu sein. Ich bin extrem optimistisch, dass wir eine ganz gehörige Portion des an Amazon verlorenen Online-Terrains zurückholen können.
Was ist Ihr Ansatz? Wie soll das Online-Geschäft künftig aussehen?
Amazon ist marktführend und die machen ihr Geschäft auch sehr gut. Aber im Grunde ist es ökologischer und ökonomischer Unsinn, dass ein Buch aus einem Lager in Polen über ein Logistikzentrum in Bad Hersfeld zum Kunden hier bei uns auf die andere Straßenseite geliefert wird, obwohl es hier im Laden liegt. Diesen Umweg wollen wir mit eigener Technologie beenden. Der Wettbewerbsvorteil der großen Onliner, insbesondere Amazon, wird sich künftig deshalb relativieren, weil die IT-Technik bezahlbarer wird. Vor 15 Jahren konnte sich fast niemand einen vernünftigen Online-Shop leisten. Amazons IT-Know-how wird sich zwar weiterentwickeln, aber der Vorsprung wird schmelzen. Moderne, dem Thema aufgeschlossene Händler werden in den Städten technologisch so aufgestellt sein, dass sie etwas Vergleichbares wie Amazon leisten können.
Wie holen Sie die Kunden vom Marktführer Amazon zurück?
Der Schwachpunkt ist der logistische Irrsinn: Lieferwagen, die in dritter Reihe parken oder auch Paket-Drohnen. Das ist zu teuer, den Aufwand werden die Leute nicht mehr lange ertragen wollen, denn die Sensibilität der Kunden für den ökologischen und logistischen Unsinn wird täglich größer.
Hinzu kommen Themen wie Gewerbesteuer, Ausbildung vor Ort, Integration in die lokale Wirtschaft. Vor 10, 15 Jahren haben wir noch darüber gelächelt, seit 5 Jahren wird geredet, aber in der Kaufentscheidung noch nicht gehandelt. Aber so etwas wird für die Kunden künftig eine größere Rolle spielen, wenn man es schafft, technologisch und logistisch auf Augenhöhe mitzuhalten.
Wie bringen Sie das Buch lokal zum Kunden?
Die Infrastruktur steht noch nicht. Es geht uns nicht um eine individuelle Lösung: Der ganze stationäre Handel muss künftig ein Logistiksystem betreiben, das die lokale Zustellung sicherstellt.
Das gesamte Interview mit Hartmut Falter können Sie hier als Einzelartikel erwerben.
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