Nach einigem Hin und Her und zahlreichen Absagen wichtiger Aussteller hat der Veranstalter Reed Exhibitions kurzfristig beschlossen, die London Book Fair fürs Jahr 2020 wegen der Bedrohung durch das Coronavirus abzusagen. Die Messe hätte in weniger als einer Woche, vom 10. bis zum 12. März, stattfinden sollen.
„Die tatsächlichen und prognostizierten Auswirkungen des Coronavirus zeigen sich in allen Bereichen unseres Lebens hier in Großbritannien und in der ganzen Welt, wobei viele unserer Teilnehmer mit Reisebeschränkungen konfrontiert sind. Wir haben die Richtlinien der britischen Regierung befolgt und mit den fortlaufenden Ratschlägen der Gesundheitsbehörden und anderer Organisationen gearbeitet. Daher haben wir nur widerstrebend die Entscheidung getroffen, die diesjährige Veranstaltung nicht durchzuführen“, erklärt Reed Exhibitions.
Noch gestern hatte die Messeleitung verkündet, trotz der Kritik aus den Reihen führender britischer Aussteller und der Absagewelle aus dem Ausland an dem Termin festzuhalten. Die Reihen der Aussteller hatten sich da schon stark gelichtet:
- Die Absage der fünf größten US-Publikumsverlagsgruppen HarperCollins, Hachette, Macmillan, Simon & Schuster und am Dienstag „schweren Herzens“ auch von Penguin Random House schloss zuletzt sämtliche internationale Präsenzen der Top 5 ein.
- Bereits am Montag hatte E-Commerce-Marktführer Amazon, der in London seit einigen Jahren massiv für sein internationales Verlagsprogramm wirbt, eine einjährige Messeabstinenz erklärt, was der auf der Insel im öffentlichen Bewusstsein kaum stattfindenden London Book Fair sogar eine Erwähnung in den Abendnachrichten der BBC einbrachte.
- Immer mehr große US-Literaturagenturen, die den Lizenzhandel in London ganz maßgeblich prägen, zogen die Reißleine, weil, so Robert Gottlieb (Trident Media, New York) kurz vor der Absage, „die Zahl unserer Terminabsagen mittlerweile einem Massenexodus gleicht“.
Zu den deutschsprachigen Rechtehändlern, die bereits vor der offiziellen Messeabsage nicht nach London fahren wollten, gehören Gesche Wendebourg und ihr Lizenzteam von Random House sowie die Zürcher Agentur Paul & Peter Fritz und die Agentur Schlück, die ihre Tische im Agentencenter gecancelt hatte, nachdem viele ihrer Gesprächspartner ein Treffen in London wegen der Coronakrise abgesagt hatten.
Die Londoner Buchmesse war nach der Absage der Bologna Children’s Book Fair (die um einen guten Monat verschoben werden soll), von Livre Paris in Frankreich und der Leipziger Buchmesse die letzte wichtige Buchmesse des Monats März, die noch auf der Kippe stand.
Irgendwie erschreckend, wie gerade die Buchmedien mit der deutschen Sprache herumfuhrwerken. Sie meinen mit „gecancelt“ doch bestimmt „abgesagt“, oder? Trauen Sie sich einfach mal auf deutsch.