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Lucy Kivelip: Eine Frage des Prinzips

Lucy Kivelip: Eine Frage des Prinzips

Die Wellen um Alexander Skipis‘ Begriffsschöpfung „Prinzip Buch“ ziehen weitere Kreise. Was „um Himmels willen“ ist mit dem Prinzip Buch nur gemeint? – fragten Wenke Richter und Wibke Ladwig im Rahmen des Buchcamps und luden ein, gemeinsam mit Ihnen eine genauere Vorstellung zu entwickeln. Das Ergebnis der Diskussion zeigt, wie schwer es ist, das Prinzip mit Leben zu füllen. Und wie verzweifelt die Suche nach dem Prinzip zuweilen wirken mag.

Die Definitionsversuche der Teilnehmer

Fantasie: Das Buch bietet dem Leser „die größte intellektuelle Herausforderung, die er im Alltag konsumieren kann“, erklärt eine Teilnehmerin und meint: Beim Buch, beim E-Book und beim Hörbuch muss der Leser einen Film im Kopf entwickeln, während ihm die Bilder beim Film durch die Leistung des Regisseurs mitgeliefert werden. So kommt es auch, dass man ein Buch, wie Anne-Mette Noack vom Börsenverein es auf den Punkt bringt, nicht nebenbei lesen kann. Bücher sind „mit Geist aufgeladen“ – oder um es im Sinne des Börsenvereins hübscher zu verpacken – auratisch.

Unabhängigkeit von Technik: Robert Stöppel, Inhaber der gleichnamigen Buchhandlung, schließt bewusst digitale Verwertungsformen aus, wenn er vom Buch spricht: „Zum Lesen braucht man kein Zusatzinstrument, das Buch ist das einzige Standalone-Produkt“, so Stöppel. Bedeutet: Ein Hörbuch und ein E-Book würden aus der Definition fallen. Dafür wird berücksichtigt, dass ein Buch auch als Prestigeobjekt, Einrichtungsgegenstand oder Sammlerstück gelten kann.

Abgeschlossenheit: Definieren wir das Buch hingegen als „abgeschlossene Reise oder Vision zu einem Thema“, wird den digitalen Trägermedien Rechnung getragen, Datenbanken blieben weiterhin ausgeschlossen. „Während Fachbücher und Datenbanken ständig aktualisiert würden, schreibt niemand ‚Krieg und Frieden’ weiter, begrüßt Peter Hellinger vom Verlag art&words diese Definition. Alexander Vieß vom Börsenverein moniert hingegen: „Wir müssen aufhören, nur an Romane zu denken, wenn wir von Büchern reden. Ein riesiges Problem der Branche ist, dass wir das Buch als dickes, schweres Ding begreifen.“ Heißt: Innovative Ideen wie die Aufsplittung von Inhalten in Mikrocontent oder die Integration von Kommentaren der Leser, die die geschlossene Form aufbrechen, würden aus dem Blickfeld fallen.

Die Diskussionsrunde auf dem Buchcamp macht wieder einmal deutlich, wie schwer es fällt, das „Prinzip Buch“ mit Leben zu füllen und eine abschließende Definition zu finden. Trotzdem: Sich genauer mit der Grundlage der Branche zu befassen und in Frage zu stellen, was sie ausmacht, ist gerade dann wichtig, wenn die Grenzen zu benachbarten Branchen wie der Film- oder Games-Industrie mehr und mehr verschwimmen. Nur zeigt der Blick über die Grenzen auch, wie verzweifelt die Suche nach dem Prinzip zuweilen klingt. Um es in Holger Ehlings Worten auf den Punkt zu bringen: „Bei Mozart reden wir ja auch nicht vom Prinzip Schallplatte.“

Kommentare

2 Kommentare zu "Lucy Kivelip: Eine Frage des Prinzips"

  1. Auch von meiner Seite ein herzliches Dankeschön für die Zusammenfassung. Mich hat es sehr gefreut, daß so viele zur Session gekommen sind und lebhaft (!) mitdiskutiert haben. Es hat sich für mich gezeigt, wie stark die Buchbranche noch in der Gegenwart verhaftet ist, wie sehr sie um eine greifbare Definition des zukünftigen Buches unabhängig von der Materialform kämpft und wie spannend es ist, diese Umbrüche mitzuerleben und mitzugestalten.

  2. Herzlichen Dank für die gute Zusammenfassung einer sehr anregenden und teilweise wohltuend kontroversen Diskussion. Ich habe mich sehr gefreut, dass sich die Teilnehmer auf diese vollkommen offene Form des Austauschs eingelassen haben.
    Eines der Ziele dieser Session war es, der nicht unerheblichen Frage, was „Buch“ für das Selbstverständnis einer Branche und als Geschäftsmodell bedeuten mag, Raum zu geben und Sensibilität für diese Überlegungen zu schaffen. Und weitere Diskussionen zu fördern, wenn wir Begrifflichkeiten wie „Prinzip Buch“, „Zukunft Buch“, „Buchcamp“, „Büchermenschen“ und „Buchbranche“ verwenden.

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