Frischzellenkur für den Riesen: MairDumont schiebt die Reiseführer der marktbeherrschenden Reihe „Marco Polo“ ab Januar 2016 mit neuer Optik, zusätzlichen Inhalten und erweiterten digitalen Zusatzfunktionen an den Start. Was den Handel freuen dürfte: Der Preis klettert von 11,99 Euro auf 12,99 Euro (+8%).
Verlegerin Stephanie Mair-Huydts beleuchtet im buchreport-Interview den Neustart des Brotartikels im Reisesegment.
Der letzte Relaunch erfolgte erst 2012. Wird der Erneuerungsdruck stärker?
„Marco Polo“ will als führende Marke im Reiseführerbereich Trends setzen. Wir folgen aber auch der Taktrate der Veränderungen im Reiseverhalten. In den vergangenen Jahren hat sich sehr viel getan: Die Leute verreisen insgesamt kürzer, packen mehr Aktivitäten in das Programm und wollen es gleichzeitig entspannt angehen. Dem tragen wir mit dem Neustart Rechnung.
1 Euro mehr für den Marco Polo. Auch eine Reaktion auf die wieder lauter werdenden Rufe aus dem Handel nach höheren Preisen?
Das stand nicht im Vordergrund. Bei den Investitionen für einen solchen Relaunch bewegen wir uns im siebenstelligen Bereich. Die Preiserhöhung spiegelt die Neuerungen, die wir aufgenommen haben, und dafür erhalten die Käufer auch einen entsprechenden Mehrwert. Der neue Marco Polo bietet neben den beiden digitalen Zusatzfunktionen Touren-App und Online-Update-Service auch mehr Inhalt. Das alles ist mehr als 1 Euro wert. Kuratierte Touren, wie wir sie in den neuen Erlebniskapiteln anbieten, hat kein Wettbewerber im Portfolio. Wir haben das Thema Erlebnisse und Touren ganz neu inszeniert durch die Art und Vielfalt der Aktivitäten, dem extra dafür entwickelten Layout und durch die Vernetzung mit der Touren-App. Natürlich sollen aber auch die Buchhändler von dem Relaunch profitieren. Die Voraussetzungen sind gut: Das Reisesegment ist das stabilste im Sortiment und das seit Jahren und mit besten Zuwachsraten.
Wann zündet das Digitalgeschäft?
Wir lernen weiter dazu und das trifft wohl auf alle Reiseverlage zu. Einfach einem Reiseführer eine App anzugliedern, reicht nicht aus. Beim neuen „Marco Polo“ haben wir eine enge Verzahnung zwischen Buch, App und Update-Service erreicht. Bei den digitalen Erweiterungen darf man es nicht zu kompliziert machen und nach der Eier legenden Wollmilchsau suchen.
Kann man mit rein digitalen Reiseinformationen Geld verdienen?
Eher weist die Verknüpfung von Print und digitalem Zusatznutzen in Form von Hybridprodukten in die Zukunft. Es funktioniert nicht, Content ausschließlich digital anzubieten. Damit verdient man kein Geld. Die Reisenden wollen vor Ort das gedruckte, haptische Produkt mitnehmen, und zwar egal, ob jung oder alt. Vor einigen Jahren hat man Abgesänge auf den Printreiseführer angestimmt, nichts davon ist eingetreten. Im Gegenteil. Wie die Zahlen zeigen, gibt es keinerlei Erosion bei den gedruckten Reiseführern.
Haben Sie Angst vor den vielen Kostenlosangeboten im Web?
Die gibt es seit zehn Jahren und sie haben uns bisher in keinerlei Weise geschadet. Wenn wir mit unseren Inhalten dem Käufer weiterhin zeigen, dass er sich mit einem nutzwertigen Produkt selbst beschenkt, haben wir sehr gute Chancen.
Mehr zum Relaunch der „Marco Polo“-Reiseführer lesen Sie im aktuellen buchreport.express 37/2015 (hier zu bestellen).
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