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Marcel Weiß: Wie sieht eigentlich Amazons Tablet-Strategie aus?

Amazon plant offensichtlich, mehrere Tablets auf den Markt zu bringen. Und das wahrscheinlich noch 2011. Zumindest ein in Planung befindliches Mehrzwecktablet hat Amazon-CEO Jeff Bezos mehr oder weniger bereits bestätigt.  Warum startet Amazon einen Appstore für Android-Applikationen, einen Appstore für Mac-Programme und baut nun auch noch eigene Tablets?

Zunächst: Die Erfolgswahrscheinlichkeiten für Amazon, das mit dem Kindle bereits ein erfolgreiches E-Reader-Ökosystem aufgebaut hat, stehen ausgesprochen gut. Amazon-Tablets, die aller Voraussicht nach auf Android aufsetzen werden, könnten Android zwei Dinge geben, die dort im Vergleich zu Apples iPad fehlen oder zumindest zunehmend fehlen: Das erste ist die Anbindung das AppMarkets/Appstores an Kontodaten der Kunden. Die Attraktivität einer leichten Bezahlfunktion für Entwickler von Apps könnte zu Punkt zwei führen: Wenn Entwickler sicherstellen, dass ihre Applikationen mit den Android-Tablets von Amazon kompatibel sind, weil es dort leichter ist, Apps zu verkaufen, könnte Amazon den Standard für Android liefern und die Fragmentierung des Betriebssystems zumindest im Konsumentensektor verringern. (Man denke etwa an „Amazon-kompatible Android-Tablets“ von anderen Herstellern. Vorausgesetzt die Hardware stimmt, könnte Amazon hier leicht einen Sog erzeugen.)

Nachdem wir über die Erfolgsaussichten gesprochen haben, sprechen wir nun über das Warum. Was könnte Amazon vorhaben?

Es scheint, dass Amazon sich aktiv auf eine Zeit vorbereitet, in der Unterhaltungsgüter wie Bücher und Filme nicht mehr über physische Träger verbreitet und konsumiert werden sondern ausschließlich in digitaler Form und verteilt über das Internet stattfinden. Amazon scheint sich aktiv darauf vorzubereiten, auch in dieser Welt ein Majorplayer zu sein. Mit Kindle ist Amazon im Buchbereich sehr erfoglreich. Nichtsdestotrotz ist der Wandel, den Amazon in einem seiner Kerngeschäfte langsam beginnt, enorm schwierig umzusetzen.

Als  erfolgreiches Beispiel für einen ähnlichen Wandel kann man Netflix heranziehen: Netflix begann als ein Dienst, der DVDs verliehen und auf postalem Weg versandt hat, und hat sich in den letzten Jahren immer weiter dem Internet zugewandt und ist heute der führende Streamingdienst für Filme und TV-Serien in den USA, der mehr Traffic als BitTorrent erzeugt. Gleichzeitig hat die Videothekenkette Blockbuster Insolvenz angemeldet.

Randbemerkung: Netflix startete aus gutem Grund nicht als DVDflix o.ä. und Amazon nicht als books.com. SEO mit deskriptiven Domains hat reale Grenzen.

Zurück zu Amazon: Auch Amazon Cloud Drive und Cloud Player spielen in die Strategie hinein, aktiv auf den Konsumwandel zu reagieren. Ebenfalls das Gerücht, Amazon plane einen Filmstreaming-Dienst erscheint schlüssig und konsequent.

Tablets werden in den nächsten Jahren nicht nur zu den wichtigsten Geräten für den Internetzugang neben Mobiltelefonen werden. Sie werden auch in verschiedenen Formen die Schaltzentralen/Fernbedienungen multimedial vernetzter Haushalte sein. Hier einen Fuß in der Tür zu haben, kann sich massiv auszahlen.

Interessant wird auch, wie Amazon das Thema Shopping in seine Tablets integrieren wird und welche innovativen Wege sich ergeben könnten, wenn ein E-Commerce-Konzern mit der eigenen Hardware das Frontend komplett selbst bestimmt und entsprechend formen kann. (siehe auch Fit für die mobile Vielfalt). Android ist bekanntlich dank seiner Offenheit auch recht anpassungsfähig. Was alles mit vertikaler Integration heutzutage erfolgreich erreicht werden kann, hat Apple mit iOS gezeigt.

Amazon bereitet sich auf eine Zukunft vor, in der der Zugang zu Unterhaltungsgütern nicht mehr an physische Güter und deren (postalen) Transport gebunden ist. Als Nebeneffekt können sich völlig neue Möglichkeiten für Amazon ergeben. Es wird auf jeden Fall spannend, was der E-Commerce-Riese mit seinen Tablets alles bewegen wird.

Marcel Weiß bloggt auf dem Weblog Exciting Commerce über aktuelle Themen im E-Commerce.

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