Nachdem in der vergangenen Woche bekannt wurde, dass EDV-Fachmann und LG Buch-Mitbegründer Bernd Wolf der Genossenschaft die Nutzung des Analyseprogramms Skalarium gekündigt hatte, blieb in dieser Woche ein Treffen mit Interims-Geschäftsführer Alfred Westermann ohne Einigung. Derzeitiger Sachstand ist: Skalarium kann nur noch bis Ende dieses Jahres genutzt werden. Im Gespräch mit buchreport äußert sich Wolf zu den Gründen der Kündigung.
Warum haben Sie der LG Buch Skalarium gekündigt?
Nach der Abberufung von Rolf Sudendorf habe ich vorsorglich die Vereinbarung mit der LG Buch zur Nutzung von Skalarium gekündigt, da zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht klar war, wie die Verhältnisse bezüglich Skalarium künftig aussehen und sich entwickeln würden. Skalarium enthält sehr sensible Daten der Buchhandlungen. Diese dürfen nicht zum Spielball irgendwelcher Interessen werden. Wenigstens in diesem Punkt hat die letzte außerordentliche Generalversammlung für etwas mehr Klarheit gesorgt. Erhebliche Irritationen haben die Berichte in der vergangenen Woche ausgelöst, die in dem Tenor mündeten, Rolf Sudendorf habe sowohl zeitlich wie auch inhaltlich meine Kündigung von Skalarium zu verantworten. Das ist natürlich nicht richtig.
Alfred Westermann zeigt sich zuversichtlich, mit Ihnen einig zu werden. Zurecht?
Ich werde nach dem Jahrestag der LG Buch Ende Juni entscheiden, ob und wenn ja wie es mit Skalarium weitergehen wird. Dieser Zeitraum ist sinnvoll, um Abstand zu den aktuellen Ereignissen zu bekommen. Außerdem liegen dann hoffentlich die Eckdaten der künftigen Ausrichtung der LG Buch konkreter vor. Auf der außerordentlichen Generalversammlung hat vor allem die strategische Partnerschaft mit der BAG leider mehr Fragezeichen als Antworten gebracht. Hier kann es sich dann zeigen, ob das postulierte Vertrauen zum neuen Vorstand gerechtfertigt ist. Vorher wird es auch keine Gespräche zu diesem Punkt geben können.
Wie beurteilen Sie die Entlassung des EDV-Betreuers Frank Horvath?
Das weiß ich nicht. Frank Horvath hat seinen Job wirklich gut gemacht. Sachliche oder fachliche Gründe für eine Kündigung kann ich nicht erkennen. Ich habe seine Entlassung auch erst aus der Presse erfahren. Fragen, die vor der Kündigung sicher sinnvoll gewesen wären, wurden mir erst nach vollzogener Kündigung gestellt: Ob und wie es hier weitergeht, weiß ich bisher auch noch nicht.
Welche Konsequenzen ergäben sich für die LG Buch ohne Skalarium?
Die Frage ist reichlich spekulativ. Ein Programm wie Skalarium ist in dieser Branche bisher einmalig. Es liefert vollständige tagesaktuelle Statistikdaten, Kennzahlen, Vergleichsdaten und Rankings über alle Bereiche für Buchhandlungen, Barsortimente, Verlage und die LG Buch. Dazu gibt es einen vollständigen tagesaktuellen Betriebsvergleich innerhalb der teilnehmenden Buchhandlungen. Auch ein Vergleich mit externen Marktdaten ist grundsätzlich möglich. Von einer Buchhandlung weiß ich, dass die Daten aus Skalarium zu einem besseren Verkaufspreis der Buchhandlung geführt haben, weil die Leistungsfähigkeit besser und konkret nachvollziehbar dokumentiert war, und zwar tagesaktuell. Andere Buchhandlungen schätzen Skalarium, um das Tagesgeschäft besser zu überblicken und um ihre strategische Ausrichtung zu optimieren. Von anderen Buchhandlungen weiß ich, dass sie Skalarium nicht interessiert. Ob das dann ein Verlust für die LG Buch und deren Mitglieder und Partner sein wird, muss jeder für sich selbst beantworten. Ich bin als Entwickler des Programms zu sehr Partei.
Die Fragen stellte Till Spielmann
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