Wie entwickelt sich der E-Book-Markt? Diese Frage steht aktuell wieder oben auf der Agenda, vor allem aus welchen Quellen die Leser ihre Lektüre beziehen. Denn die Vertriebswege und die dahinter stehenden Geschäftsmodelle entwickeln sich offensichtlich auseinander: „Das E-Book-Tauziehen“ hat der buchreport.express (46/2019) die Lage betitelt.
Absatzzuwächse bei der Onleihe und im Niedrigpreis-Segment
Sicher ist: Es gibt dort deutlich mehr E-Book-Downloads, wo die Preisschwelle sehr niedrig ist:
- Intensiv und mit zweistelligen Zuwächsen genutzt wird die Onleihe der öffentlichen Bibliotheken, meldet Bibliotheksdienstleister EKZ, der die E-Books über seine Tochter Divibib bereitstellt. Das Thema Onleihe und der Einfluss auf den Buchmarkt wird jetzt auch vom Börsenverein offensiv angegangen (s. Kasten unten).
- Kräftige Absatzzuwächse verzeichnen auch die buchhändlerischen Plattformen im Bereich der Kostenlos- oder Niedrigstpreisangebote. So weist das E-Book-Panel von Media Control im 3. Quartal einen zweistelligen Zuwachs der Downloads im Preisbereich unter 3 Euro aus.
Im „Normalpreis“-Segment der Verlage ab 3 Euro stagnierten die E-Book-Downloads dagegen im 3. Quartal, während die Umsätze von einem leicht gestiegenen Durchschnittspreis (+1,5%) profitierten. Das E-Book-Panel umfasst buchhändlerische Online-Shops, u.a. der Tolino-Allianz und der über die Barsortimente angebundenen Buchhandlungen.
Haushaltspanel misst E-Book-Rückgang
Vergangene Woche hat der Börsenverein die auf einer GfK-Haushaltsbefragung fußende Entwicklung des E-Book-Marktes veröffentlicht. Demnach ist der E-Book-Absatz (Käufe ab 49 Cent) in den ersten 9 Monaten 2019 um 3,9% zurückgegangen. Wegen des gestiegenen Durchschnittspreises lag der Umsatz aber nur knapp unter Vorjahr (–0,6%). Die E-Book-Käuferzahl hat die GfK auf 3,1 Mio hochgerechnet (+0,8%).
Die Onleihe und der Buchmarkt
Das Thema der Bibliotheksausleihe von E-Books wird jetzt auch vom Börsenverein offensiv in die öffentliche Diskussion eingebracht:
„Wer leiht eigentlich E-Books – und wenn ja, wie viele?“, lautet das Thema einer Veranstaltung des Berliner Börsenverein-Büros am 26. November (11 Uhr). Untertitel: „Die Onleihe und ihr Einfluss auf den Buchmarkt“.
Dort sollen Marktforschungsdaten der GfK zu E-Book-Ausleihen in öffentlichen Bibliotheken präsentiert werden, „die die Grundlage für eine faktenbasierte Diskussion zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der E-Book-Leihe bieten – und die Ansätze liefern, wie sich die Urheberrechte von Autorinnen und Autoren und Verlagen schützen und faire Bedingungen bei der Onleihe schaffen lassen“.
Hintergrund des Vorstoßes sind nicht nur die von Verlagen beklagten Einbußen beim Verkauf von E-Books, sondern auch die Kampagne des Deutschen Bibliotheksverbands (DBV), der die gesetzliche Gleichstellung von E-Books und gedruckten Büchern in der Ausleihe erreichen möchte. Die bisher von Verlagen vorgenommenen Einschränkungen der Bibliothekslizenzen würden dann entfallen, namentlich das „Windowing“, mit dem neue E-Books erst zeitversetzt für die Onleihe freigegeben werden.
Die Verlagsbranche wird bei der Berliner Veranstaltung durch Nadja Kneissler vertreten. Die Verlagsleiterin von Delius Klasing ist Vorsitzende des Verleger-Ausschusses im Börsenverein.
Ein erhebliches Problem bei der Onleihe sehe ich darin, dass die VG Wort entsprechend ausgeliehene E-Books schlicht ignoriert, obwohl sie laut Gesetz ebenfalls erfasst und vergütet werden müssten. Diese Schieflage sorgt dafür, dass den betroffenen Autoren (unrechtmäßig !) ein deutlich wachsender Betrag vorenthalten wird. Es wäre sehr schön, wenn der Börsenverein diesen nicht unwesentlichen Punkt ebenfalls thematisiert.