Das Kino kann auch im DVD-Zeitalter für positive Schlagzeilen sorgen: So hat beispielsweise Thienemann in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass die Verfilmung von Otfried Preußlers Roman „Krabat“ seit dem 9. Oktober über 1 Mio Zuschauer in die Kinos gelockt hat. Krabat hoch zehn hingegen ist der neue „James Bond“-Film „Ein Quantum Trost“, der allein am ersten Wochenende 1,4 Mio Zuschauer geködert hat.
Besucherplus im ersten Halbjahr
Gute Zahlen der deutschen Blockbuster und der Ausblick auf die noch startenden Familienfilme wie „Madagascar 2“ (4.12.) und „Tintenherz“ (11.12.) dürften in der gesamten deutschen Kinobranche zumindest die leise Hoffnung erwecken, nach turbulenten Jahren mit größtenteils sinkenden Besucher- und Umsatzzahlen endlich wieder eine Aufwärtskurve auf die Leinwand zu projizieren. Im ersten Halbjahr sind an den Kinokassen deutscher Lichtspielhäuser mehr Tickets über den Tresen gereicht worden: Die Filmförderungsanstalt (FFA) meldete 61,1 Mio Kinobesucher (plus 1,9% zum Vorjahreszeitraum).
Gleichwohl hoffen die deutschen Kinobetreiber derzeit nur auf kleinem Niveau: Die Zahl der Kinobesucher in Deutschland war im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1995 gesunken. Sie verringerte sich nach Angaben der FFA gegenüber dem Vorjahr um 8% auf 125 Mio Besucher; der Umsatz schrumpfte 2007 von 814 auf 758 Mio Euro.
In den USA wird kräftig an der Online-Schraube gedreht
Auch der DVD-Markt gedeiht: Der deutsche Handel verzeichnete im 1. Halbjahr 2008 mit 43,8 Mio Kauf-DVDs einen neuen Absatzrekord. Die Branche setzt vertrieblich unverändert auf „Packaged Media“, also auf körperliche Produkte und die DVD als dominierendes Format, fasst das Fachblatt „Videomarkt“ aktuelle Erkenntnisse des Branchenkongresses Video Entertainment zusammen. Der digitale Vertrieb wachse zwar, aber auf niedrigem Niveau.
Dass der Online-Zweig weiter austreibt, dafür sorgen neue Online-Portale: Nach iTunes (Apple, Kinofilme werden allerdings bisher nur in den USA gezeigt) und Maxdome (gehört zu 1und1) will demnächst auch Google mit der Tochter YouTube Kinofilme im Internet anbieten. Nach einem Bericht der „New York Times“ zeigt Metro Goldwyn Mayer als erstes großes Filmstudio Kinofilme und Serien in voller Länge auf YouTube.
Unter anderem sollen Episoden der Serie „American Gladiators“, Filme wie „Bulletproof Monk“ („Der kugelsichere Mönch“) und der Western „The Magnificent Seven“ („Die Glorreichen Sieben“) kostenlos zu sehen sein – flankiert durch Werbeeinblendungen. Die Übertragung des Modells auf Europa sei aber noch offen. Laut „NYT“ erhofft sich Google von der Kooperation mit MGM in erster Linie ein entspannteres Verhältnis zu Hollywood, nach heftigen Streitigkeiten wegen Urheberrechts-Verletzungen, weil YouTube-Nutzer geschütztes Material veröffentlicht hatten. Bekanntlich hat sich Google auch kürzlich mit der amerikanischen Buchbranche arrangiert.
Ein weiteres Motiv für die MGM-YouTube-Allianz ist ein potenter Wettbewerber im Online-Videomarkt: Besonders aktiv ist Hulu.com, ein Online-Videoportal, das Fernsehserien wie „Dr. House“ und ebenfalls Kinofilme in voller Länge zeigt. Das Portal ist ein Gemeinschaftsprojekt der Mediengiganten NBC, Universal und News Corp.
Ebenso radikal ist das Modell von Microsoft: Seit diesem Montag ist auf der deutschsprachigen Seite des Microsoft-Onlinedienstes MSN ein Streaming-Dienst mit über 100 Kinofilmen, einigen Fernseh- und Zeichentrickserien abrufbar. Die Filme kann man sich – aktueller Flash-Player vorausgesetzt – einfach im Browser anschauen, auch im Vollbild, und das kostenlos – Microsoft setzt auf Werbeeinnahmen. Zum Start sind Filme wie „Good Will Hunting“, „Delicatessen“, „Time Bandits“ und „Blade“ zu sehen.
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