Im schweren Arbeitsalltag tritt David besser in einer Phalanx mit Gleichgroßen gegen Goliath an, als im Alleingang: Obwohl die mächtigen Ketten beim Wachstumstempo derzeit auf die Bremse treten, muss der unabhängige Buchhandel ungebrochen hart um das wirtschaftliche Überleben kämpfen. Über den Schulterschluss mit einer der großen Verbundgruppen wird vor diesem Hintergrund in vielen Unternehmen nachgedacht. Bei der LG Buch und in den Reihen der Arbeitsgemeinschaft Marketing wird derzeit an Stellschrauben gedreht, um den Auftritt zu verbessern und den Mitgliedern mehr Nutzen zu bringen.
Verstärkter Einsatz für die gemeinsame Sache
Die LG Buch, die die Holtzbrinck-Verlage Rowohlt, Droemer Knaur, Kiepenheuer & Witsch und Fischer verloren hat und die zuletzt auf der Jahrestagung im Sommer herbe Kritik von Herder einstecken musste (buchreport berichtete), hat sich für das nächste Jahr viel vorgenommen. „Im 21. Jahr unseres Bestehens wollen wir schauen, in welchem Maße unsere strategische Ausrichtung den heutigen Bedürfnissen unserer Mitglieder noch entspricht“, erklärt Michael Fürtjes, seit Juni 2009 geschäftsführender Vorstand der LG Buch. Die Genossenschaft bittet am 19. und 20. Februar zu einer „Zukunftskonferenz“, auf der sie den Kompass neu kalibrieren will. Kräftige Impulse und einen stärkeren Auftritt verspricht sich die LG Buch von einem neuen Konditionenmodell, das mit dem langjährigen Partner Umbreit zum Jahreswechsel für Mitgliedsunternehmen an den Start geschoben wird. Laut Solvey Munk, Leitung Vertrieb bei dem Buchgroßhändler, verspricht das Modell:
- Vorteile bei den Zustellungsgebühren für Barsortimentssendungen sowie einen Rabattzuschlag auf Bestellpositionen mit mindestens drei Exemplaren.
- Sowohl Boni aus Bezugsmodellen als auch die LG Buch-Rückvergütung und das Skonti werden nicht mehr nachgelagert gewährt, sondern sofort als Rabatterhöhung in jeder Position verrechnet.
- Zudem werden Vorteilskonditionen bei den Paketgebühren und im Bereich der monatlichen Kommissionsgebühr eingeräumt. Umbreit kommt den LG Buch-Mitgliedern auch bei den Lizenzgebühren für die BoNus-Warenwirtschaft entgegen.
- Das Modell gilt für LG Buch-Mitglieder ab einem Umsatz von 50.000 Euro.
- Munk: „Mit der Verrechnung als Rabatterhöhung wird eine große Transparenz erreicht. Der steigende Durchschnittsrabatt und damit die verbesserte Handelsspanne sind sofort erkennbar.“
Keine Berührungsängste mit einem Großen
Entschieden selbstbewusstere Vitalitätssignale sendet die Arbeitsgemeinschaft Marketing: Der als GmbH organisierte Verbund, dem mittlerweile 15 mittelständische Firmen als Gesellschafter angehören, tagte kürzlich in München. „Wir sind gewachsen, die Buchhandlungen Decius, Peterknecht sowie Bock & Seip sind in diesem Jahr hinzugekommen“, erklärt Geschäftsführer Andreas Meier im Gespräch mit buchreport.
Besonderes Kennzeichen der AG Marketing ist der Anschluss an das Hugendubel-Zentrallager. Wie für die DBH-Verkaufsstellen ist die Präsenz und Top-Präsentation der von Verlagen mit Sonderkonditionen befeuerten Zentrallagertitel auch für die AG-Marketing-Partnerbuchhandlungen verbindlich. Meier: „Insgesamt sieben Mitgliedsunternehmen nehmen die Option Zentrallageranschluss derzeit in Anspruch.“ Auf der Münchener Tagung wurde zudem über wirksame PoS-Aktionen gesprochen. In Zusammenarbeit mit einer externen Agentur will die Allianz ein Online-Marketingtool aufbauen, das Mitgliedsfirmen für solche Aktionen nutzen können.
Politische Stimme für das unabhängige Sortiment
Unter dem Dach des Bielefelder Handelsverbundes EK/servicegroup operiert der Buchverbund Buch & Marketing. Die Initialzündung für diese Gruppe erfolgte in der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen (AUB), die den Kontakt zur EK/servicegroup suchte, um ihren Mitgliedern einen besseren Marktauftritt zu sichern. An Buch & Marketing sind heute über 206 buchhändlerische Betriebe angeschlossen, 42 machen bei der leistungsorientiert aufgestellten Fachgruppe „Lesen und Erleben“ mit, die Sonderdienstleistungen zur Umsatzoptimierung anbietet (u.a. Endkundenmagazin, Streuprospekte und Schulungen). Wer dort einsteigen will, muss zusätzlich zur obligatorischen Genossenschaftseinlage monatlich 200 Euro einzahlen.
Nach Verbandelung mit der EK/servicegroup will sich AUB künftig vor allem auf branchenpolitische Aufgaben konzentrieren. Auf ihre Fahnen kann sich die AUB u.a. die kürzlich veröffentlichte „Zukunftsstudie“ des Börsenvereins schreiben. Wie kleinere und mittlere Buchhandlungen künftig wirtschaftlich überleben können, will die AUB zum Gegenstand eines jährlich stattfindenden Forums machen. Als Partner werden laut AUB-Vorstand Hartwig Bögeholz „die vier großen Barsortimente ins Auge gefasst“.
Bögeholz: „Wir sind angesichts des geringen Grades der Mitwirkung mittlerer und kleinerer Sortimente im Börsenverein besorgt. Und wir werden Initiativen ergreifen, um das Gewicht dieser Unternehmen im Verband zu erhöhen.“
Viele Kleine rationalisieren unter einem Dach
Verbandspolitische Akzente setzt auch immer wieder die eBuch, zuletzt im Streit mit Börsenverein und Amazon um die Sicherung der Preisbindung in Online-Shops. Die ansonsten stark auf Rationalisierungsthemen ausgerichtete stärkste Allianz in der nationalen Buchhandelslandschaft liegt unterdessen ungebrochen auf Wachstumskurs. Der Verbund steht kurz davor, in der Mitgliederstatistik die 500er-Marke zu knacken, knapp 80% beteiligen sich an dem mit einem eigenen Zentrallager unterfütterten Bezugsmodell „Anabel“.
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