Wenn der stationäre Buchhandel immer weniger Titel aus Fachverlagen führt, müssen betroffene Verlage Endkunden entschiedener auf anderen Wegen informieren und auch direkt verkaufen. Diese (nicht neue) Umorientierung zieht nun weitere Kreise und droht in einer Erosion zu münden.
Inzwischen intensivieren auch Verlage mit guter Handelspräsenz ihr Direktgeschäft. Insbesondere den Sachbuch- und Ratgeberverlagen macht die teils angekündigte, teils bereits sichtbare Flächenumnutzung zugunsten der Nonbooks zu schaffen, da inzwischen auch kleinere Buchhandlungen kopieren, was ihnen die Filialisten auf ihren Großflächen vormachen.
In manchem Genre kämpfen Vertriebsleiter und Vertreter nicht mehr nur um den besten Platz im Regal und auf dem Tisch, sondern um die Präsenz an sich. Parallel dazu werden immer häufiger hinter verschlossener Tür Geschäfte mit Amazon und anderen Online-Buchhandlungen gemacht, von denen das Sortiment nichts erfahren soll. Doch die Branche ist klein und die Angst vor der Zukunft groß. Beides trägt dazu bei, dass in der Regel durchsickert, wer mit wem welchen Deal vereinbart hat.
Es sind Zeichen eines doppelten und nicht mehr nur schleichenden Vertrauensverlusts, eines Mangels an Respekt voreinander: Stationäre Händler zweifeln an der Zukunft der Verlagsprodukte und stellen – häufiger als bisher – bei vielen Novitäten die Qualitätsfrage. Die Verlage zweifeln an der Zukunft des Sortimentsbuchhandels, womöglich an der Zukunft des stationären Einzelhandels generell. Die Unsicherheiten der Branche lassen die Zweifel an der Kompetenz des jeweils anderen wachsen und schwächen das Miteinander, um das die Buchbranche von anderen Branchen nach wie vor beneidet wird.
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