Der Börsenverein hat die „Zukunftsstudie“ für den Buchhandel veröffentlicht. Die Untersuchung wurde im Juni 2009 von der Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Buchhandlungen (AUB) initiiert und von der Börsenvereins-Hauptversammlung abgenickt. Kernpunkte: mehr Profil, mehr Stammkunden, mehr Weiterbildung – und mehr Modernität wagen.
Der Buchhändler vor Ort sollte sich ein unverwechselbares Profil verschaffen, nicht nur Neukunden, sondern vor allem auch Stammkunden gewinnen, in die Aus- und Weiterbildung des Personals investieren und aktuelle Entwicklungen wie Digitalisierung, neue Medien und den demografischen Wandel stärker im Blick haben, fasst der Verband die Ergebnisse zusammen.
Die Studie „Die Zukunft des Deutschen Sortimentsbuchhandels“ wurde vom Kölner Institut für Handelsforschung (IfH) erstellt und basiert auf den Kennzahlen des Kölner Betriebsvergleichs des IfH (215 Sortimente) und auf den Daten von 55 Buchhandlungen, die sich mit Kundenbefragungen und qualitativen Standortanalysen an der Zukunftsstudie beteiligt haben.
Nach Einschätzung von Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein, seien mit der Studie erstmals viele bislang unbelegte Annahmen über Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren des stationären Buchhandels bestätigt worden. Laut IfH müssten die Sortimente gegenwärtige Stärken herausstellen und kommunizieren sowie neue Branchenentwicklungen als Chance zu begreifen.
Weitere Detailergebnisse:
- Filialisten: Während 40 Prozent der Buchhändler davon ausgingen, dass die Buchhandelskunden große Sortimente bevorzugen, stimmten nur zwölf Prozent von 5500 befragten Verbrauchern der Aussage zu, dass Großflächen im Buchhandel generell beliebter sind.
- Stammkundschaft: Insgesamt sind die Kunden ausgesprochen zufrieden mit dem Sortimentsbuchhandel, 74 Prozent bezeichnen sich selbst als Stammkunden der jeweiligen Buchhandlung.
- 75 Prozent der befragten Buchhandels-Kunden sind weiblich, fast die Hälfte ist zwischen 41 und 60 Jahren alt (47,5 Prozent), ein gutes Viertel zwischen 21 und 40 Jahren (27,9 Prozent).
- Nur 8,2 Prozent davon kaufen Bücher auch außerhalb von Buchhandlungen, beispielsweise in Warenhäusern, und fast 60 Prozent verzichten völlig darauf, online einzukaufen.
- Lediglich 6,6 Prozent dieser Buchhandlungskunden können sich vorstellen, Bücher zukünftig digital zu lesen.
- Personal: Mehr als 80 Prozent halten Freundlichkeit und Fachberatung in der Buchhandlung für sehr wichtig – weshalb in der Studie betont wird, dass das Sortiment für eine erfolgreiche Zukunft geschultes Personal brauche, das sich mit Datenbanken, Logistik und Informationsbeschaffung auskenne. Gut ausgebildete, motivierte Mitarbeiter schärften das Profil gegenüber der Konkurrenz.
- Kaufimpulse: Den wichtigsten Kaufimpuls geben für 45 Prozent der befragten Kunden persönliche Buchempfehlungen, 75,5 Prozent verbringen gerne viel Zeit in einer Buchhandlung, um zu stöbern.
- Web 2.0/E-Commerce: E-Book-Downloads und Social-Media-Netzwerke wie Twitter oder Facebook spielen derzeit bei den befragten Buchhandelskunden noch keine große Rolle. Darauf sollte sich allerdings der Buchhandel bei den nachrückenden Generationen nicht verlassen, so das IfH.
- Angebot: Beim Angebot sind den Kunden laut Studie eine große Auswahl (92 Prozent), aber auch preisreduzierte Bücher (43 Prozent) wichtig.
- Fast 30 Prozent der Befragten würden sich mehr günstige Angebote wünschen.
- Als durchaus denkbar erscheint es dabei, gebrauchte Bücher ins Sortiment zu nehmen.
- Fast 69 Prozent der befragten Kunden würden den Second-Hand-Kauf jedenfalls nicht grundsätzlich ausschließen.
- Immerhin jeder fünfte Kunde wünscht sich eine Erweiterung des Angebots um Hörbücher, CDs und DVDs.
Die komplette Studie ist für Mitgliedsunternehmen des Börsenvereins online abrufbar unter www.boersenverein.de.
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