Die behütete Buchbranche werde derzeit von der „Welt da draußen“ ziemlich durchgeschüttelt, meint Ralf Biesemeier. Der Chef des Dortmunder E-Book-Dienstleisters Readbox rät, auf der Orientierungssuche nicht nur auf die Musikbranche zu achten.
Das hat mich am meisten gefreut
Mich hat sehr gefreut (und es freut mich noch) zu sehen, wie readbox sich weiterentwickelt hat und welche tollen neuen Projekte wir realisieren durften. Da war wirklich alles dabei – von klein bis groß, von Selfpublishing bis klassischem Verlag, von RWS bis Comic. Wir haben dabei auch wieder viel gelernt und in diesem Jahr viele Dinge begonnen, die uns auch im nächsten Jahr noch viel Freude bereiten werden – da bin ich sehr sicher. Ich denke, readbox ist da für die fortschreitenden Entwicklungen im Markt gut aufgestellt. Dafür sorgen auch die vielen innovativen Verlage, für die wir arbeiten dürfen. Es ist schön zu sehen, dass es diese Verlage gibt, die nicht nur zögern oder klagen, sondern die sich den Gegebenheiten im Markt stellen und sie als Chance sehen – vieles von dem, was dort entwickelt und „probiert“ wird, ist überaus erfolgreich. Ich finde es toll, Teil dieser Entwicklung zu sein.
Das hat mich am meisten geärgert
Ich habe mich in diesem Jahr mal wieder sehr über die Politik geärgert. Wobei ich mich eigentlich noch mehr darüber wundere, wie wenig die Öffentlichkeit Notiz davon zu nehmen scheint, wie weit wir wieder in die alte „Aussitzen“-Strategie der Kohl-Ära zurückgefallen zu sein scheinen, egal ob NSA, Drohnenkauf oder PKW-Maut (erinnert sich noch jemand an das TV-Duell?).
Und dann ärgere ich mich noch darüber, dass meine Leidensfähigkeit als Anhänger und Dauerkarteninhaber eines blau-weißen Fußballvereins aus dem Ruhrgebiet immer wieder sehr strapaziert wird. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Das habe ich 2013 am liebsten gelesen
readbox lässt mir leider viel zu wenig Zeit zu lesen – selbst meine abonnierten brand eins oder Visions (ich muss zugeben, dass Napster und Spotify inzwischen meine Hauptquellen für neue Musik sind) schaffe ich kaum. Ein Buch habe ich in diesem Jahr zum zweiten Mal begonnen zu lesen – ich hoffe, diesmal habe ich die Zeit, es auch bis zum Ende zu schaffen: „Filter Bubble“ von Eli Pariser. Und mit meinen Kindern lese ich gerade den letzten Band der „Doktor Proktor“-Reihe von Jo Nesbo. Die Bücher haben uns das ganze Jahr über viel Spaß gemacht.
Das steht auf meiner persönlichen Agenda 2014
Wir haben bei readbox in 2014 einiges vor. Leider darf ich dazu noch nicht so viel sagen. Es wird aber sicher ein sehr spannendes Jahr. Persönlich wird meine Tochter im Sommer auf die weiterführende Schule wechseln, auch ein großer Schritt. Und im Februar spielt Real Madrid auf Schalke (darauf freue ich mich und hoffe, wir erwischen vielleicht einen guten Tag – und Madrid einen schlechten. Die Hoffnung stirbt zuletzt, das hatte ich oben schon erwähnt, glaube ich…)
Das muss sich in der Branche 2014 ändern
Es gibt sicher viele Bereiche, in denen sich die Branche ändern sollte. Nach wie vor ist mein Eindruck, dass viel zu lange viel zu viele Dinge als selbstverständlich angenommen wurden (und oft auch noch werden). Die „Welt da draußen“ schüttelt die in der Vergangenheit doch sehr behütete Branche gerade ziemlich durch – das werden vor allem diejenigen Marktteilnehmer für sich nutzen können, die den Endkunden in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stellen und sich mit einer klaren Marketingphilosophie neu ausrichten. Da werden auch neue, andere Kompetenzen bei den Mitarbeitern gefragt sein. Wir sollten vielleicht weniger auf uns oder die Musikindustrie schauen, sondern mehr von anderen Konsumgüterbranchen lernen. Ich war mal 5 Jahre für Produktinnovation in der Industrie verantwortlich – die Buchbranche könnte sich hier viele Impulse holen.
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