In der Reihe „Ball der Debütanten“ werden junge, deutschsprachige Autoren vorgestellt, deren Eindrücke vom Literaturbetrieb, ihr Weg zum Verlag und ihre alternativen Pläne. Im 9. Teil der Reihe stellt buchreport.de Nina Bußmann (Foto) vor, die mit „Große Ferien“ bei Suhrkamp debütierte.
© Susanne Schleyer/Suhrkamp Verlag
Mein Roman in drei Sätzen.
Schramm entfernt Unkraut und erwartet den Besuch seines Bruders. Er war Lehrer, jetzt nicht mehr, es gab ein Vorkommnis, die Leute reden schon. Die Ordnung muss verteidigt werden, Erinnerungen sind Ausflüchte und Gedanken stören, das weiß er, aber er kann nicht anders, er macht sie sich.
Meine literarischen Vorbilder.
Vorbilder, ein gefährliches Wort. Lieber rede ich von Texten, die mir das Gehirn gewaschen haben, die ich überall hin mitnehmen will, von Hausgöttern und festen Größen rede ich und nenne jedes Mal andere: Natalia Ginzburg, Hans Christian Andersen, Julio Cortázar, Arthur Schnitzler, Robert Musil, Ilse Aichinger, Uwe Johnson, Jean Philippe Toussaint, Thomas Bernhard und Erika Fuchs.
Mein Weg zu Suhrkamp.
Es hat ein bisschen gedauert. Ich war fleißig und habe viele Veranstaltungen für junge Autoren besucht.
Was mein Lektor getan hat.
Es war ein ausführliches, gründliches Lektorat, vorsichtig, mit Augenmerk auf Details. Unter anderem hat er mich auf bestimmte Strukturprinzipien des Textes aufmerksam gemacht, Spielregeln, die ich selbst aufgestellt, doch beim Schreiben nicht ganz konsequent eingehalten hatte.
Gedruckt oder digital?
Ich fasse gern Papier an, immer trage ich zu viele Bücher durch die Gegend. Ein E-Book hatte ich noch nie in der Hand und spüre im Moment nicht das Bedürfnis danach. Aber das Wichtigste ist Konzentration, beim Lesen, Schreiben, Gelesenwerden. Es gibt Blogs, die ich lese und bewundere, auch sonst benutze ich das Internet, doch die Aufmerksamkeit ist eine andere, geeigneter für andere Textsorten. Zumindest bei mir ist das so. Es mag bei anderen Lesern anders sein. Allerdings habe ich schon mehrfach von neurowissenschaftlichen Untersuchungen gelesen, die feststellten, dass der Konsum digitaler Medien auch das Gehirn verändert, bei allen Menschen, zumindest bei den Untersuchten, vor allem Kindern. Wer weiß, was auf uns zukommt.
Meine Lieblingsbuchhandlung.
Ich kann mich schlecht für eine entscheiden. Die Autorenbuchhandlung Berlin und das Antiquariat Kalligramm, und für theoretischere Bücher die Schwarzen Risse. Es stehen viele gute Bücher in diesen Läden, fast immer steht dort das, was ich suche, vor allen Dingen und zum Glück immer auch etwas, das ich nicht gesucht habe.
Der Literaturbetrieb.
Ich verstehe nicht alles, was gesagt und getan wird, aber das darf man wahrscheinlich nicht erwarten, innerhalb einer Wirtschaftseinheit.
Mein Plan B.
Tanzen lernen.
Zur Person
Nina Bußmann, geboren 1980 in Frankfurt am Main und lebt heute in Berlin. Studium der Komparatistik und Philosophie in Berlin und Warschau. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften. Beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2011 erhielt sie für einen Auszug aus ihrem Debütroman „Große Ferien“ den 3sat-Preis.
Nina Bußmann: Große Ferien
202 S., Suhrkamp, 17,95 E
ISBN 978-3-518-42278-6
Bislang sind in der Serie folgende Teile erschienen:
- Teil 1: Lisa-Maria Seydlitz
- Teil 2: Elias Wagner
- Teil 3: Traudl Bünger
- Teil 4: Cornelia Travnicek
- Teil 5: Andreas Martin Widmann
- Teil 6: Olga Grjasnowa
- Teil 7: Pia Ziefle
- Teil 8: Franziska Gerstenberg
- Teil 9: Nina Bußmann
- Teil 8: Franziska Gerstenberg
- Teil 9: Nina Bußmann
- Teil 10: Marion Brasch
Die komplette Serie lesen Sie im buchreport.magazin 3/2012 (hier zu bestellen)
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