Zeig’ mir Deinen Schreibtisch – und wir ahnen, wie Du tickst und arbeitest. Frei nach diesem Motto gewähren Akteure der Publishing-Welt einen Blick ins Büro. Diesmal: die Verlegerin (Frohmann Verlag) und Veranstalterin (Orbanism) Christiane Frohmann.
Eigentlich ist mein Schreibtisch eher ein hübsch komponiertes Symbolbild für Arbeit als mein Arbeitsplatz. Faktisch ist ein Laptop (klein und golden vorne im Bild) mein „Arbeitszimmer“, und dieses ist sowohl Großraum- als auch Einzelbüro, je nachdem, ob ich gerade etwa mit aktuell über sechshundert Autorinnen und Autoren über #1000Tode kommuniziere oder einen eigenen Text schreibe. Mit meinem Laptop wandere ich die ganze Zeit durch die Gegend: Ich arbeite am Schreibtisch, am Esstisch, auf der Couch, im Bett, im Garten, im Zug, im Café. Mit Leander Wattig, meinem Partner bei Orbanism, aber auch mit vielen meiner Autorinnen texte ich eigentlich fast die ganze Zeit über parallel zur klassischen Arbeit, man schickt sich Links, Bilder, Gedanken. Mein Arbeitsalltag ist zu neunzig Prozent digital – ab und zu halte ich einen Vortrag vor echten Menschen, alle ein bis vier Wochen treffe ich Leander im Café, und in mein Notizbuch schreibe ich nur noch, weil es mir Spaß macht.
Ich bin ziemlich analytisch, denke aber sehr schnell und sprunghaft, was zu einem merkwürdigen Mix aus Struktur und Chaos führt. Ohne Zeitdruck bin ich halbwegs ordentlich, bei Stress aber verwandeln sich Schreibtisch, Desktop, Handtasche und Notizbuch rasch in bizarre Müllhalden. Arbeit und Leben fließen bei mir, ich habe keine konkreten Arbeitszeiten, aber auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nicht arbeite. Nachmittags und in den Ferien ist meine Arbeitssituation sehr speziell, denn dann schreien meine Kinder in ihren Zimmern auf Teamspeak mit ihren LOL-Mitgamern rum. Davor fliehe ich dann in die hintersten Winkel des Hauses oder nach draußen.
Aktuell liegen auf meinem Schreibtisch Bücher für einen Aufsatz, an dem ich schreibe, Exemplare vom ersten gedruckten Buch bei mir im Verlag („I AM NOT ANIMAL. Die Schande von Calais“), Notizen zum Crowdfunding für den nächsten Frohmann-Titel „Auf See“, das FIORUCCI-Buch, weil ich demnächst mal wieder was mit Mode mache, sowie vergrößerte Vintage-Polaroids für ein E-Book, das in der Konzeptionsphase ist.
Mit Menschen rede ich am liebsten von Angesicht zu Angesicht, das kostet aber viel Energie, deshalb texte ich überwiegend, sonst würde mich das Ausmaß meiner Kommunikation auffressen. Telefonieren mochte ich noch nie, der neue Trend, Anrufe per se nicht mehr entgegenzunehmen, kommt mir persönlich sehr entgegen.
#coffeeoffice