Ronald Schild hat als Geschäftsführer der Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB ein bewegtes Jahr hinter sich. Freude hat ihm unter anderem der MVB Data Summit bereitet, Sorgen die Shopplattform Buchhandel.de. Für buchreport zieht Schild eine persönliche Bilanz für 2016.
Das hat mich am meisten gefreut:
2016 konnten wir als MVB unserer Rolle als führendes Unternehmen in Sachen Metadaten gleich mehrfach gerecht werden: Die neue technische Infrastruktur des VLB hat sich seit der Einführung im Sommer 2015 bestens bewährt und neue Maßstäbe im Datenaustausch für die gesamte Branche gesetzt. Gleiches gilt für die Standards Thema und die ONIX-Version 3.0. Vor allem mit VLB-TIX haben wir den Grundstein dafür gelegt, den gesamten Informationsaustausch und das Bestellwesen bei Novitäten auf eine völlig neue, moderne und effiziente Basis zu stellen.
Das hat mich am meisten geärgert:
Mit Buchhandel.de haben wir unser Ziel nicht erreicht. Mit dem bisherigen Angebot wollten wir den stationären Buchhandel noch wettbewerbsfähiger machen, indem wir dem Endkunden gegenüber eine starke Marke und eine gemeinsame Buchhandelsplattform schaffen. Die Idee hatte und hat viel Potenzial, aber es ist uns leider nicht gelungen, zu einem branchenweiten Konsens zu kommen.
Das war mein größter Irrtum:
Als die Idee für den MVB Data Summit geboren wurde, habe ich die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen: um Himmels willen nicht noch einen Digitalkongress; das braucht die Branche wirklich nicht. Aber ich lag völlig falsch: Als Netzwerkplattform und Diskussionsforum hat der MVB Data Summit nicht nur perfekt funktioniert. Er hat vielmehr eine echte Lücke geschlossen, denn er hat eindrucksvoll bewiesen, wie unterentwickelt – trotz der vielen vorbildlichen Initiativen einzelner Unternehmen – der gegenseitige Austausch zur Nutzung von Metadaten derzeit noch ist.
Das habe ich 2016 am liebsten gelesen:
Den Platz des Lieblingsbuchs nehmen gleich zwei Romane ein: zum einen „Das achte Leben“ von Nino Haratischwili. Eine opulente Geschichte, die über sechs Generationen hinweg den Aufstieg und Fall des Kommunismus in Georgien erzählt, dargestellt an den Schicksalen einer Familie. Nahezu 1300 Seiten, aber wenn nicht das Gewicht wäre, würde man das Buch wahrscheinlich überhaupt nicht mehr zur Seite legen.
Das zweite Lieblingsbuch ist „Seveneves“ von Neal Stephenson, ein dystopischer Zukunftsroman und wie immer bei diesem Autor ein echtes Leseerlebnis: Neal Stephenson erzählt schnell, fesselnd und überzeugend vom Überleben der Menschheit nach einer Naturkatastrophe und ist sich nicht zu schade, selbst in Science Fiction elementare ethische Fragen zu stellen. Absolut lesenswert!
Das steht ganz oben auf meiner persönlichen Agenda 2017:
Wir wollen das fortsetzen und intensivieren, was wir in den letzten zwei Jahren begonnen haben: weitere Angebote schaffen, die die gesamte Branche in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stärken und Prozesse effizienter machen. Das geht Hand in Hand mit der Sicherung der langfristigen wirtschaftlichen Stärke der MVB und betrifft Produkte für den deutschsprachigen Markt ebenso wie die Expansion ins Ausland. Hier haben wir mit Books in Print Brasilien einen perfekten Start gehabt. Weitere Engagements werden folgen …
Wichtig ist für mich, dass wir dabei den sehr frühen und intensiven Dialog mit der Branche suchen. Nur so lassen sich möglichst passgenaue Angebote entwickeln – mit VLB-TIX haben wir dieses Prinzip erfolgreich unter Beweis gestellt.
Das muss sich in der Buchbranche 2017 ändern:
Metadaten mögen ein Thema sein, das nicht von jedem mit prickelnder Erotik gleichgesetzt wird. Trotzdem werden sie immer mehr zum entscheidenden Verkaufsfaktor. Verlage, Zwischenbuchhändler und Sortimenter müssen hier viel stärker Hand in Hand arbeiten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und idealerweise auszubauen. Wenn Metadaten nicht Chefsache werden, wird der Handel mit Büchern in Zukunft viel, viel schwieriger werden.
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