Das Studentenleben ist kostspielig, insbesondere wenn man – wie in den USA – hohe Studiengebühren zu zahlen hat. Da ist es kein Wunder, dass immer weniger Studenten ihre Lehrbücher kaufen und sich stattdessen anderweitig ihre Pflichtlektüre besorgen. Ein Trend, den auch der weltgrößte Buchkonzern zu spüren bekommt.
In den vergangenen neun Monaten konnte Pearson zwar den Umsatz um 4% steigern; auf das Gesamtjahr gesehen werden die Umsätze aber unter den Zahlen des Vorjahres liegen, meldet die Verlagsgruppe. Insbesondere das Geschäft mit gedruckten Lehrbüchern kriselt. Pearson verweist zur Erklärung auf ein schwaches Marktumfeld und führt dies insbesondere auf die sinkende Zahl der Studenten und auf eine geringere Nachfrage nach Lehrbüchern im Buchhandel zurück.
Doch auch ein weiterer Faktor dürfte eine entscheidende Rolle spielen, analysiert das Wirtschaftsnachrichtenportal „Quartz“. Immer weniger Studenten kaufen sich Lehrbücher und schwenken stattdessen auf alternative Bezugsquellen um:
- Miete gedruckter Bücher: Fast 80% der College Stores vermieten inzwischen Lehrbücher an Studenten, hat die Association of College Stores ermittelt. Zum Vergleich: Vor drei Jahren waren es nur 10%. Auch Amazon stellt in den USA Fachbücher zum Verleih zur Verfügung. Für die Studenten ein attraktives Modell, schließlich benötigen sie die Bücher meist nur für einen begrenzten Zeitraum, und die Miete ist deutlich günstiger als der Kauf hochpreisiger Lehrbücher.
- Digitale Mietmodelle: Auch auf dem digitalen Markt setzen sich derartige Modelle durch. So verleiht Google seit August digitale Lehrbücher an Studenten, neben Pearson auch Wiley, Macmillian Higher Education, McGraw-Hill und Cengage Learning. Die Verlage verdienen am Verleih deutlich weniger als am Verkauf.
- Piraterie: Nach einer Studie der Book Industry Study Group mit Bowker Market Research ist der Anteil der Studenten, die illegal E-Books herunterladen, seit 2010 um 14 Prozentpunkte auf 34% gestiegen (buchreport.de berichtete).
- Leihen und Scannen: Im gleichen Zeitraum ist die Quote der Studenten, die erklärten, sie fotokopierten oder scannten einzelne Kapitel aus Büchern anderer Studenten, von 21 auf 31% gewachsen.
Pearson setzt deshalb insbesondere auf neue Märkte um und fokussiert sich auf digitale Produkte und Service-Angebote. Das Geschäft mit Online-Lernplattformen entwickelt sich nach Unternehmsangaben bereits vielversprechend und erfreue sich steigender Nachfrage. Allerdings bleibt der digitale Sektor vorerst ein Zukunftssegment, das die Einbußen im Printgeschäft noch nicht ausgleichen kann.
Kommentar hinterlassen zu "Mieten und klauen statt kaufen"