Kinderbuchverlage wie Carlsen und Kosmos experimentieren mit Augmented Reality (AR) und erweitern die gedruckten Buchseiten um virtuelle Aspekte. Das Oetinger-Start-up Tigerbooks ist überzeugt, dass dadurch auch Kinderbuchklassiker wieder nach vorn gebracht werden können und hat nun neun renommierte Kinderbuchverlage für ein Marketing-Projekt gewonnen. Gemeinsam werden sie im Frühjahr 2016 die Initiative „SuperBuch“ in den Handel bringen. Das Ziel: Haptische Bilderbücher durch AR mit der digitalen Welt verbinden und dadurch neue Kaufanreize für Backlisttitel schaffen (Foto: Jakob Witczak).
Bei dem Markttest schicken die teilnehmenden Verlage bekannte Figuren wie „Der kleine Eisbär“ (Nordsüd) oder „Prinzessin Lillifee“ (Coppenrath) ins Rennen. Oetinger ist – wenig verwunderlich – mit fünf von voraussichtlich insgesamt 18 Titeln am häufigsten vertreten. Diese neun Verlage haben ihre Teilnahme an der Initiative zugesagt:
- Annette Betz/Ueberreuter
- Beltz/Janosch Film & Medien
- Boje/Bastei Lübbe
- Coppenrath
- Langenscheidt
- Nordsüd Verlag
- Oetinger
- Thienemann/Esslinger
- Tulipan Verlag
Die Grundlage für die AR-Erweiterung ist die Tigerbooks-Software Tigercreate, mit der Verlagen bereits existierende Kinderbücher digital anreichern und für verschiedene Plattformen exportieren können. Die neue AND-Funktion (Augmented New Dimension) wird in Deutschland jedoch ausschließlich den „SuperBuch“-Verlagen zur Verfügung stehen. Dadurch soll ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen werden, das eine gemeinsame Präsentation am Markt erlaubt, begründet Martin Kurzhals, CMO Digital der Tigerbooks Media, den exklusiven Zugang.
Durch die Anreicherung der Kinderbuchklassiker um virtuelle Aspekte soll die wegbrechende Backlist wieder nach vorn gebracht werden. Kurzhals erklärt: „Unsere Initiative ist neben Sonderausgaben, Repackaging, Illustrationswechsel und Ähnlichem ein zusätzliches Marketinginstrument, um Backlisttitel wieder im Markt zu platzieren und beim Endkunden Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Und anstatt als Einzelkämpfer in teure Kampagnen zu investieren, die sich sowieso kaum einer für seine Backlist leisten könnte, bekommen die Verlage unter Federführung von Tigerbooks einen gemeinsamen Auftritt unter dem Label „SuperBuch“.
Dem Leser bleibt es überlassen, die AR-Erweiterung zu nutzen. Die Buchinhalte funktionieren ohne die digitalen Zusätze. Der Buchhandel wiederum soll in jedem Fall von der „angereicherten Realität“ der „SuperBücher“ profitieren, denn wer sie nutzen will, muss das gedruckte Buch kaufen. Damit entspricht das Geschäftsmodell der Initiative dem derzeitigen Branchenkonsens: Der Umsatz wird mit dem gedruckten Buch gemacht, die App für die AR-Erweiterung kann als Bonus kostenlos heruntergeladen werden.
Mehr zum „SuperBuch“ sowie zur AR-Technologie und ihrer Anwendung im Kinderbuch im soeben erschienenen buchreport.spezial „Kinder & Jugend“ (hier zu bestellen)
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