Auch in Deutschland ist die Lage der öffentlichen Bibliotheken alles andere als rosig, doch was sich seit einiger Zeit in Großbritannien abspielt, ist von einer ganz besonderen Qualität: Ein international viele Jahre als vorbildlich gepriesenes Bibliothekswesen wird von einem beispiellosen Kahlschlag heimgesucht. Die neue Statistik des Chartered Institute of Public Finance and Accountancy (CIPFA) ist bitterer Lesestoff:
- 2012 wurden mehr als 200 Büchereien mit dem Verlust von 1100 Arbeitsplätzen geschlossen.
- 2013 stehen mindestens 300 weitere Bibliotheken zur Disposition.
Dass sich die britischen Büchereien in einer tiefen Krise befinden, ist angesichts dieser Zahlen unstrittig. Und das nicht etwa, weil die Benutzer ausbleiben, sondern weil der Staat so anhaltend und kräftig bremst, dass das Geld zwischen Dover und Aberdeen immer weniger ausreicht, ein funktionsfähiges Bibliotheksnetz zu erhalten. Zu der rigorosen Rotstiftpolitik, mit der die britische Regierung den Staatshaushalt sanieren will, gehört u.a. die Kürzung der staatlichen Zuschüsse für die Kommunen über vier Jahre um 7,1%.
Jeder fünfte Stadtverwaltung plant Einschnitte
Viele Grafschaften und Städte haben drastische Sparpläne vorgelegt, die über Maßnahmen wie eingefrorene Anschaffungsetats oder reduzierte Öffnungszeiten – 2012 waren es 1720 Stunden weniger – weit hinausgehen:
- Laut CIPFA plant mittlerweile jede fünfte Verwaltung auf der Insel Einschnitte in ihrem bibliothekarischen Angebot.
- Davon sucht wiederum rund die Hälfte nach Mittel und Wegen, die Bibliotheken ganz oder teilweise auszugliedern und von spezialisierten Servicefirmen auf deren Kosten betreiben zu lassen.
- Ein beliebtes Sparmodell sind auch die sogenannten „Volunteers“, Freiwillige, die unentgeltlich in den Büchereien die Ausleihe betreuen, Bücher einsortieren und sonstige Arbeiten verrichten. Der Trend zeigt steil nach oben: Im vergangenen Jahr haben 170 Bibliotheken mit einem Netz von Freiwilligen gearbeitet, bis Ende 2013 werden es mindestens 425 sein.
Kommentar hinterlassen zu "Mit dem Rotstift abgezeichnet"