Die einen streichen die Segel, die anderen (wie Deutscher Anwaltverlag und Haufe) verbünden sich: Der Markt für Online-Rechtsdatenbanken ist in Bewegung. Es herrscht ein scharfer Wettbewerb, der besonders durch Technik und Service ausgefochten wird. Im Interview mit buchreport beschreibt Beck-Online-Chef Simon Hohoff (Foto) die Herausforderungen in der Zukunft.
Durch die Übernahme von LexisNexis durch Wolters Kluwer ist der Konzentrationsprozess auf dem Markt verschärft worden. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?
Mit Westlaw und LexisNexis sind tatsächlich zwei Anbieter vom deutschen Markt verschwunden. Mit diesem Konzentrationsprozess haben wir in dieser Form damals nicht gerechnet.
Doch Ihre Marktposition tangiert das kaum, weil Sie sowie Juris den Ton angeben.
Durchaus, andererseits positionieren sich Wolters Kluwer und Legios mit dem Otto Schmidt Verlag neu – der Markt ist also weiterhin in Bewegung, und es bleibt so spannend wie am ersten Tage, eben weil der Markt volatil ist.
Bei Kommentarliteratur sind Sie klarer Marktführer.
Aber damit ist es nicht getan. Die Bedeutung eines Portals hängt zu einem beachtlichen Teil auch von der Technik ab: Ist die Suchmaschine schnell genug? Stimmt die Verlinkung? Da sehe ich auf dem Markt noch viele neue Ansätze.
Erwarten Sie weitere Allianzen in den kommenden Jahren?
Mittelfristig zumindest nicht. Es bleibt aber abzuwarten, wie sich die anderen RWS-Verlage in der Wahl zwischen den Portalen positionieren werden. Wir haben inzwischen viele Kooperationen, alleine fast 40 Content-Partnerschaften, die unterschiedliche Informationen an uns liefern, darunter der Staudinger-Kommentar.
Über den Sie aktuell exklusiv verfügen. Wie werden sich solche exklusiven Partnerschaften entwickeln?
Von denen gibt es nicht viele. Grundsätzlich ist der Markt zusehr in Bewegung, als dass Inhalte exklusiv angeboten werden. Stattdessen experimentieren die Verlage mit verschiedenen Vertriebsschienen.
Worauf wird es in den kommenden zehn Jahren ankommen?
Für uns werden die mobilen Angebote immer wichtiger. Der Markt fordert schon heute mobile Angebote von beck-online. Wie sinnvoll es ist, auf dem Handy zu recherchieren, ist eine andere Frage. Verglichen mit den PC-Zugriffen sind Recherchen vom Mobilgerät aus noch relativ gering. Trotzdem ist die mobile Entwicklung bemerkenswert. Wir haben uns bislang vorwiegend auf den Blackberry und das iPhone konzentriert, die bei Anwälten viel in Gebrauch sind, haben aber die anderen Betriebssysteme ebenfalls im Blick.
Mit dem Blick in die Zukunft gibt es mindestens zwei Szenarien: Entweder können die früh gestarteten Universalisten ihre Marktposition festigen; oder aber die Spezialisten laufen ihnen den Rang ab. Wie lautet Ihre Prognose?
Die ist schwierig. Ich sehe den Trend hin zur Spezialisierung ebenfalls. Daher bieten auch wir Speziallösungen für bestimmte Kundengruppen an: Für Bremen und Berlin haben wir Gesetzesportale aufgebaut, in denen der Bürger oder Mitarbeiter der Verwaltung recherchiert und für die die Seiten auch optimiert wurden. Außerdem haben wir ein eigenes Portal nur für Steuerberater gestartet, die nur einen für sie relevanten Ausschnitt von beck-online sehen. Gleichwohl hoffe ich, dass sich die Angebote nicht unendlich weit für die kleinsten Zielgruppen aufsplitten. Der Aufwand wäre zu hoch. Hinzu kommt, dass bei der juristischen Arbeit zunehmend themenübergreifend gearbeitet werden muss, was ebenfalls gegen die kleinen Inseln spricht.
Die Fragen stellte Daniel Lenz.
Das komplette Interview ist im buchreport.spezial RWS nachzulesen (hier zu bestellen)
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