Die „Süddeutsche Zeitung“ will Print und Online, Zeitung und Buch verbinden und dafür das Projekt „Süddeutsche Zeitung Langstrecke“ an den Start schieben. Darin sollen die besten langen Lesestücke aus der Zeitung vierteljährlich als E-Book, Taschenbuch oder Print-Magazin erscheinen.
Aktuell werben die Macher auf der Crowdfunding-Plattform Startnext um finanzielle Unterstützung. Ist die Sammelaktion erfolgreich werden viermal im Jahr die besten Interviews, Essays und Reportagen aus der Zeitung gebündelt. Der Leser entscheidet, ob er die Kompilation lieber als E-Book, Taschenbuch oder Magazin lesen möchte. Die Ausgaben sollen in diesem Jahr jeweils Ende März, Juni, September und Dezember erschienen. Ist der Markttest erfolgreich, geht es 2016 in die Verlängerung.
„Bei diesem Experiment geht es also vor allem um eine neuartige Form des Markttestes: Seien Sie dabei, wenn wir Longform-Journalismus in Deutschland testen“, schreiben die Macher auf Startnext. Über den Hintergund spricht Dirk von Gehlen im Interview:
Warum ist Crowdfunding die beste Finanzierungsform für das Projekt?
Wir wollen Leser, die sich für Langstrecke interessieren, frühzeitig einbinden, also schon bevor das fertige Produkt verkauft wird. Dafür eignet sich Crowdfunding hervorragend. Außerdem gelingt es mit Hilfe des Crowdfundings, einen offenen Markttest durchzuführen, der uns z.B. gezeigt hat, dass es ein großes Interesse am Genre „Longreads“ in Deutschland gibt.
Wie schätzen Sie die Position der „Süddeutschen“ im Rennen um Innovationen in der Medienbranche ein?
Die gesamte Medienbranche steht vor großen Veränderungen, ich glaube, dass diejenigen Akteure darauf gut reagieren werden, die bereit sind, Dinge auszuprobieren. Dazu zählt z.B. die Tatsache, dass die SZ künftig alle Inhalte der gedruckten Zeitung auch online anbieten wird.
Dazu zählt aber auch ein Projekt wie Langstrecke, bei dem wir gemeinsam mit unseren Lesern etwas ausprobieren.
Wie wichtig ist eine Zweitverwertung der Zeitungsinhalte für die „SZ“, z.B. finanziell?
Beim Projekt Langstrecke geht es zunächst um einen Markttest. Wir wollen etwas ausprobieren und daraus lernen. Die finanziellen Aspekte folgen im zweiten Schritt. Wir sehen aber, dass das Projekt gut startet.
Was können Sie besser als herkömmliche Buchverlage?
Das kann ich nicht beurteilen. Ich sehe aber, dass in der „SZ“ jeden Tag Texte erscheinen, die so gut sind, dass man sie auch ein zweites oder drittes Mal lesen möchte. Es sind Texte, die fast schon Literatur sind. Deshalb bieten wir diese auch in Buchformaten (E-Book und Taschenbuch) an.
Der Autor und Journalist Dirk von Gehlen leitet den Bereich Social Media/Innovation Süddeutschen Zeitung und beschäftigt sich dort mit der Verbindung von Print und Online.
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