Wie erwartet, haben sich der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Börsenvereins und der Bundesverband für eine Verschmelzung ausgesprochen. Die Fusionspläne bekräftigten Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder und Landesverbands-Chef Stefan Könemann nach einer gemeinsamen Sitzung in Frankfurt. Eine Fusion gewährleiste, „dass die Mitglieder auch künftig zu vertretbaren Beiträgen alle Leistungen und Informationen erhalten, die sie von einem leistungsstarken und mitgliederorientierten Verband erwarten dürfen“, erklärte Könemann. Honnefelder hob den Vorteil von schlanken und leistungsfähigen Strukturen hervor.
Deshalb empfehle der Vorstand in NRW seinen Mitgliedern, diesen Weg einzuschlagen.Am Donnerstag hat der Länderrrat über einer Satzungsänderung zugestimmt, die es Landesverbänden grundsätzlich erlaubt, mit dem Bundesverband zu fusionieren.
Rückblick: Bereits auf der Bonner Jahreshauptversammlung im Mai 2010 gaben die nordrein-westfälischen Mitglieder des Börsenvereins dem Vorstand grünes Licht, eine Verschmelzung mit dem Bundesverband zu prüfen.
Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Geschäftsstelle des Landesverbands in Düsseldorf und der Geschäftsstelle in Frankfurt hat in den letzten zehn Monaten konkrete Szenarien entwickelt.Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe in Kürze:
- Würde der Landesverband ohne Fusion weiterarbeiten, müssten im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre zwei der derzeit vier Mitarbeiter entlassen werden.
- Das Leistungsangebot des Landesverbandes würde sich bereits ab 2012 deutlich vermindern. Auch Kampagnen wie „echt & gut“ seien dann nicht mehr zu finanzieren und nicht mehr zu organisieren.
- Der Landesverband müsste sich in diesem Fall ausschließlich auf telefonische Beratungen und ein Minimum an Standardveranstaltungen beschränken, prophezeit der Verband.
- Insgesamt seien nach der kompletten Verschmelzung aller Maßnahmen und Prozesse Einsparungen in Höhe von mindestens 27 Prozent des Budgets des Landesverbands NRW (bzw. 184000 Euro) möglich.
- Wegfallen würden damit Jahresroutinen wie Geschäftsführersitzungen, Vorstandssitzungen, Jahreshauptversammlungen, Kassenprüfung, Kontakte zu Registergericht und Notaren, Jahresabschluss und Steuerberatertermine sowie der Vor- und Nachbereitungsaufwand für die entsprechenden Termine. Entfallen würden darüber hinaus Sachkosten und Aufwand für Teile der Mitgliederverwaltung, Vertrags- und Versicherungsangelegenheiten und das Pflegen eigener Mitgliedschaften in anderen Verbänden.
- Buchhaltung, Zahlungsverkehr, Inkasso, Controlling, Mitgliederverwaltung, Beitragsfragen, Vertragsangelegenheiten (in Teilen), Versicherungsangelegenheiten (in Teilen) und Personalwesen sollen nach Frankfurt verlagert werden.
- Künftig soll eine Regionaldirektion die Schaltstelle zwischen den Mitgliedern in NRW und der Geschäftsleitung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bilden und Sprachrohr für landestypische Bedürfnisse sein. Wie bekannt, sollen für bestimmte Themen weiterhin Task Forces gebildet werden.
Ausführlich erläutert die Arbeitsgruppe die Ergebnisse im online verfügbaren Fusionspapier. Nachdem dem Landes- und dem Bundesvorstand die Ergebnisse der Prüfung vorgelegt wurden, haben der Vorstand des Bundesverbandes und die Vorsitzenden der Landesverbände im Länderrat der Änderung der Satzung zugestimmt. Die zentralen Änderungen der Satzung stehen ab dem 28. Februar 2011 online unter: www.boersenverein.de.
Die Änderung der Vereinssatzung bildet den notwendigen rechtlichen Rahmen, der es jedem Landesverband grundsätzlich ermöglicht, die Verschmelzung mit dem Bundesverband zu initiieren. Bereits im Oktober letzten Jahres kündigten die Vorsitzenden der anderen Landesverbände an, der Satzungsänderung formal zuzustimmen. Zwar befürworten die Vorstände der anderen Länder die Lösung der Düsseldorfer nicht. Dennoch wollen sie den Mitgliedern mit ihrer Zustimmung ermöglichen, auf der Hauptversammlung im Juni 2011 selbst zu entscheiden, ob sie die Änderung durchwinken.
Nun gilt es, die Mitglieder von den Zielen von Bund und NRW zu überzeugen. Die Hauptversammlung des Landesverbands NRW, auf der über die Fusion abgestimmt wird, findet am 14. April 2011 in Essen statt. Die Hauptversammlung des Bundesverbandes tagt am 10. Juni 2011 während der Buchtage in Berlin. Hier soll über die Satzungsänderungen und die neuen Beiträge der Region Nordrhein-Westfalen abgestimmt werden. Der Beschluss bedarf einer Dreiviertel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder.
Wie die anderen Landesverbände jetzt weiter vorgehen, muss sich erst noch zeigen. Im Gegensatz zu NRW stehen andere Landesverbände einer Fusion mit dem Bundesverband kritisch gegenüber (zu den Stimmen).
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