Ein gutes Gehalt ist die beste Art, Mitarbeiter zu binden. Kluge Personalchefs halten aber zusätzlich Ausschau nach Möglichkeiten, den Beschäftigten Vorteile zu verschaffen, die ihr Budget weniger belasten und dennoch Freude machen. Eine Managerbefragung zeigt, was bei Mitarbeitern ankommt und welche Incentives sich für welchen Unternehmenstyp am besten eignen.
Die Hochschule Fresenius, eine der ältesten privaten Hochschulen Deutschlands, hat diese Befragung entwickelt und führt sie im Auftrag des Incentive-Marketing-Spezialisten Bonago seit 2013 regelmäßig durch. Nun startet die fünfte Untersuchung – Anlass für Bonago, die Resultate der aktuell gültigen Belohnungsstudie 2017 zu veröffentlichen und mit früheren Ergebnissen zu vergleichen.
Insgesamt haben sich über 700 Unternehmen an der Belohnungsstudie 2017 beteiligt. 65% der Teilnehmer haben unmittelbaren Einfluss auf Entscheidungen über Maßnahmen zur Bindung und Motivation von Mitarbeitern. Die Studienresultate belegen, dass 90% aller befragten Personaler bereits Maßnahmen zur Mitarbeitermotivation in ihrem Unternehmen einsetzen. Im Vergleich zur Studie 2016 ist dieser Anteil damit um 5% gestiegen. Dies zeigt, dass sie Maßnahmen zur Wertschätzung von Mitarbeitern als geeignet verstehen, um Abwerbung, Demotivation, innerer Kündigung und Fluktuation entgegenzuwirken.
Übergreifend sehen 94% der Teilnehmer solche Zusatzleistungen zum Gehalt als grundsätzlich sinnvoll an. Im Jahresvergleich lässt sich erkennen, dass im Vergleich zu 2016 immer mehr Personalentscheider Zusatzleistungen neben dem Gehalt positiv bewerten. Die Zahl der Unternehmen, die gegenüber Zusatzleistungen neutral oder negativ eingestellt sind, nimmt weiter ab.
Anlässe und Maßnahmen
Für Belohnungsmaßnahmen bieten sich unterschiedliche Anlässe, deren Beschaffenheit sich auch auf die Akzeptanz bei den Mitarbeitern selbst und auf die Nachhaltigkeit der Maßnahme auswirkt. Die Praxis unterscheidet zwischen
- persönlichen Anlässen wie dem Geburtstag eines Mitarbeiters,
- saisonalen Anlässen wie Weihnachten,
- leistungsabhängigen Anlässen,
- Firmenjubiläen und
- sonstigen Anlässen wie „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Programme mit Prämienauslobungen.
Der persönliche Bezug verspricht nach wie vor die größte Wirkung: Er dominiert mit 62% Befürwortung unter den Befragten die Top 3 der favorisierten Anlässe. Darauf folgen saisonale Anlässe (54%) und Firmenjubiläen (43%).
Neben dem „Wann“ ist auch das „Was“ – die Prämie – eine wichtige Säule des Erfolgs. Die Möglichkeiten scheinen nahezu unbegrenzt, stetig werden neue Prämienkonzepte entwickelt. Neben Klassikern wie der betrieblichen Weihnachtsfeier werden heute beispielsweise auch Guthabenmodelle für Arbeitszeitkonten oder Prämien im Rahmen von Erholungsbeihilfen eingesetzt.
Werden in einer übergreifenden Betrachtung einzelne Maßnahmen in die Kategorien „monetär“ (direkte Geldleistung), „hybrid“ (geldwerter Vorteil), „nicht-monetär“ sowie „sonstige“ aggregiert, so werden die nicht-monetären Maßnahmen besonders gern eingesetzt. 69% der Befragten bieten ihren Kollegen beispielsweise Weihnachtsfeiern oder Sommerfeste. Doch auch hybride Maßnahmen wie zum Beispiel Gutscheine sind weiter auf dem Vormarsch – der Jahresvergleich zeigt hier einen Beliebtheits-Zuwachs um 30%.
In der Betrachtung von Einzelmaßnahmen, die in der Praxis überwiegend zum Einsatz kommen, rangieren Mitarbeiter-Events mit über 70% Befürwortung durch die befragten Personaler klar vorn. Historisch betrachtet lässt sich erkennen, dass sich die Präferenz für einzelne Benefits in der Praxis verändert. Sachprämien und Mitarbeiterrabatte zählen inzwischen eher zu den Verlierern im Ranking. Auf dem Vormarsch befinden sich dagegen Klassiker wie das Weihnachtsgeld. Dazu kommen neuere Maßnahmen wie Gutscheine (+17% Befürworter gegenüber Vorjahr).
In der Einzelbetrachtung führt dieser Anstieg sogar dazu, dass Gutscheine erstmals direkt in die Top 3 der beliebtesten Maßnahmen gelangen. Dabei werden von den Befragten meist die Varianten Einkaufsgutschein (52%) und Universalgutschein (41%) gewählt. Diese beiden sind inzwischen sogar häufiger im Einsatz als Tankgutscheine.
Steuerliche Vorteile
Nicht nur in Branchen mit hohem Margendruck und angespannter Wettbewerbssituation verschärfen sich die Anforderungen an Personalbudgets. Ein möglichst effizienter Einsatz gegebener Mittel ist für jedes Unternehmen relevant, besonders angesichts steigender Recruiting-Aufwendungen. Um das vorhandene Budget zu schonen und idealerweise sogar zusätzliche Spielräume zu schaffen, könnten Personalverantwortliche diverse steuerliche Möglichkeiten und Vorteile nutzen.
Das Wissen darüber ist jedoch ungleich verteilt. Mit über 90% Bekanntheit unter den Befragten ist die Sachbezugsregelung, gern auch als „44-Euro-Regel“ bezeichnet, am prominentesten. Schlusslichter sind dagegen eher längerfristig wirksame Vorteile wie Mitarbeiter-PC-Programme sowie noch relativ junge Optionen wie die Erholungsbeihilfe. Diese gewinnt jedoch immer mehr an Bekanntheit, weil einer der aktuellen Trends das sogenannte „ganzheitliche, betriebliche Gesundheitsmanagement“ ist.
Hier gilt es für Verbände und Interessenvertreter, mehr in die Aufklärung zu investieren – und für Unternehmen, mehr Mittel in die Fortbildung ihrer Personalentscheider zu stecken. Dass dies Wirkung zeigen kann, belegen die Zahlen zur Veränderung der Bekanntheitsgrade. Insgesamt ist eine positive Entwicklung zu erkennen, die Unternehmen in der Praxis mehr Möglichkeiten gibt, sich im Wettbewerb um Talente zu differenzieren und Mitarbeiter zu binden. Die Bekanntheit von steuerlichen Mitarbeitervorteilen steigt kontinuierlich an.
In der Einzelbetrachtung hat sich die ohnehin schon hohe Bekanntheit des steuerfreien Sachbezugs im Vergleich zum Vorjahr sogar weiter verbessert. Bei der Erholungsbeihilfe zeigt sich ein Anstieg der Popularität um 33%, bei der Pauschalversteuerung nach § 37b EStG ein Anstieg um 37%.
Bekanntheit ist die eine Seite der Medaille, aber welche der als bekannt voraussetzbaren Möglichkeiten werden auch tatsächlich in der Praxis eingesetzt? Dieses Ranking führen mit 78% Umsetzung bei den Befragten das Firmenfahrzeug und -handy sowie der steuerfreie Sachbezug (75%) an.
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Planungen und Ausblick 2017/2018
Im letzten Teil der Erhebung wurden die Entscheider nach ihren Einschätzungen hinsichtlich der Planungen und Strategien für 2017/2018 befragt. Das verfügbare Budget definiert dabei letztendlich Art und Einsatz von Mitarbeitervorteilen zur Bindung und Motivation.
In Zeiten von Fachkräftemangel und einem intensiven Wettbewerb um die Besten im Arbeitsmarkt investieren Unternehmen offensichtlich wieder mehr in Belohnungsmaßnahmen. Während ein Großteil der Befragten vorhat, das Budget im Folgejahr beizubehalten, planen 30% der Befragten sogar eine Budget-Erhöhung.
In der Drei-Jahres-Betrachtung zeigt sich klar, dass wieder mehr Geld in das Recruiting von Fachkräften und in die Bindung der Mitarbeiter investiert wird.
Das geplante Zusatzinvestment schlägt sich bereits in aktuellen Ausgaben pro Mitarbeiter nieder. Nach Aussage der Unternehmen werden pro Mitarbeiter und Monat durchschnittlich 98 Euro investiert. Zählt man die Ergebnisse aus der Umfrage zu den Maßnahmen hinzu, zeigt sich, dass sogar mehr ausgegeben wird, als zum Beispiel im Rahmen der 44-Euro-Regelung möglich wäre. Das heißt, es werden weitere Maßnahmen pro Mitarbeiter veranlasst. Dies spiegelt auch der Wert für Budgetveränderungen im Jahresvergleich wider.
Im Vergleich zu 2016 wurde der Betrag pro Mitarbeiter von 66 auf 98 Euro erhöht – dies entspricht einer Steigerung um 48%.
Befragt nach den Instrumenten, auf die das künftige Budget angewendet werden soll, ergibt sich ein sehr gemischtes Bild. Im Bereich der Maßnahmen, die wie bisher fortgeführt werden sollen, teilen sich Mitarbeiterevents, Weihnachtsgeld und flexible Arbeitszeiten mit jeweils 17% die Spitzenposition.
Spannend ist auch der Blick auf Maßnahmen, die in 2017/2018 weiter ausgebaut bzw. weniger eingesetzt werden sollen. Erstmals wurden auch die Maßnahmen ermittelt, die im Folgejahr nicht (mehr) eingesetzt werden sollen. Hier haben vor allem die Werbeflächenpauschale und Pauschalen für Internet und Telefon an Bedeutung für die Praxis verloren.
In der Detailbetrachtung der Maßnahmen, die neu eingesetzt werden sollen, stehen – wie im Vorjahr – Einkaufsgutscheine mit 32% Zustimmung unter den Befragten an der Spitze. Tankgutscheine (16%) und Sachprämien (12%) haben es ebenfalls in die Top 3 der Maßnahmen geschafft, die neu bzw. stärker eingesetzt werden sollen.
Fazit
In der Praxis nutzen Unternehmen 2017 bereits mehr Möglichkeiten als in den zurückliegenden Jahren, um sich im Wettbewerb um Talente besser aufzustellen. Sie haben verstanden, dass sich ein zusätzliches Investment in gut ausgebildete Fachkräfte lohnen kann, um mehr für die langfristige Mitarbeiterbindung und für die Mitarbeitermotivation zu erreichen. Nicht zuletzt auch, um ihre Recruiting-Budgets nicht zu sehr auszureizen.
Die Ergebnisse der Belohnungsstudie 2017 zeigen, dass Entscheider im Personalwesen dafür zwar noch mehrheitlich die klassischen Belohnungsinstrumente einsetzen. Doch tendenziell werden immer öfter auch modernere Formen, wie zum Beispiel vielseitig einsetzbare Gutscheine, gewählt. Dennoch – viele Teilnehmer der Umfrage scheinen das Repertoire an Möglichkeiten nicht umfänglich und im Detail zu kennen. Vielleicht wäre es hier Aufgabe der Verbände und Interessenvertreter, noch mehr in die Aufklärung zu investieren, und Aufgabe der Unternehmen, mehr für die Fortbildung ihrer Personalfachkräfte zu tun. Wer sich hier nicht am Markt orientiert, wird sich verstärkt mit der Konkurrenzsituation im Recruiting beschäftigen müssen und zunehmend auch die Attraktivität seiner Arbeitgebermarke in Gefahr bringen.
Mit der nachrückenden Arbeitnehmergeneration und einem Personalmarkt im Umbruch stehen neue Herausforderungen auf der Tagesordnung. Werte, Wünsche und Vorstellungen jüngerer Arbeitnehmer der Generationen Y und Z unterscheiden sich wesentlich von denen ihrer älteren Kollegen der Babyboomer- und der X-Generation. Entsprechend sind die jungen Mitarbeiter heute noch viel schneller wechselbereit, um ihre persönlichen Ziele durchzusetzen. Für Personalverantwortliche bedeutet dies, ihre Aktivitäten grundsätzlich zu überdenken und neue Wege im Personalmarketing zu gehen.
Mit freundlicher Genehmigung der Bonago GmbH. Die Bonago ist Spezialist für Belohnungsprogramme und -systeme im betrieblichen Umfeld.
Ein sehr guter Artikel, der zeigt, wie wichtig Mitarbeiterbelohnung zur Steigerung der Leistungsbereitschaft ist. Ich finde, dass Mitsprache der Mitarbeiter ein guter Mitarbeiter Motivator ist. Man unterscheidet zwischen individueller und finanzieller Mitbestimmung (https://mavesto.de/mitsprache-im-unternehmen/). Einen Menschen motiviert mehr individuelle Mitbestimmung, andere Menschen sind nur durch finanzielle Mitbestimmung motiviert. Für die optimale Wirkung wäre es ideal, persönliche Wünsche der Mitarbeiter zu kennen und auf sie einzugehen.