Drei Wochen, nachdem die Londoner Bloomsbury-Gruppe einen tiefgreifenden Umbau ihrer Unternehmensstrukturen angekündigt hat, folgen personelle Konsequenzen bei der deutschen Tochter: Elisabeth Ruge, Mitgründerin des Berlin Verlags und seine verlegerische Geschäftsführerin seit 2005, verlässt das Unternehmen zum 15. März 2011.
Die Personalie ist insofern überraschend, als die Berliner Anfang des Monats noch erklärt hatten, dort sei auch nach dem von der Konzernmutter angeordneten business as usual angesagt. Geschäftsführungsmitglied Philip Roeder gegenüber buchreport: „Hier wird die enge internationale Zusammenarbeit mit übergeordneter Programmzugehörigkeit in Form gegossen, die wir intern schon lange praktizieren.“
Die Trennung finde in gegenseitigem Einvernehmen statt, heißt es in einer Pressemitteilung. Verlag und Konzernmutter dankten Ruge für ihre „erfolgreiche, engagierte Arbeit, die das Erscheinen so bedeutender Bücher wie der Romane von Ingo Schulze, Zeruya Shalev, Elke Schmitter, Péter Esterházy und Péter Nadás sowie Jonathan Littells NS-Epos ‚Die Wohlgesinnten‘, Orlando Figes Stalinismus- Geschichte ‚Die Flüsterer‘ sowie jüngst der Berthold-Beitz-Biographie von Joachim Käppner ermöglicht hat.“
Zitiert wird auch Nigel Newton, Gründer und Chief Executive von Bloomsbury: „Elisabeth Ruge ist eine großartige Verlegerin. Sie hat ganz wesentlich zu Ansehen und Erfolg des Berlin Verlags beigetragen. Es war eine große Bereicherung, mit Elisabeth Ruge zu arbeiten, und ich wünsche ihr alles Gute.“
Zum 1. März schafft Bloomsbury die Aufteilung nach geografischen Märkten ab; stattdessen sollen vier internationale Verlagsbereiche mit länderübergreifender Kompetenz entstehen. Mit dem Schritt will sich der Verlag an das zunehmend global ausgerichtete Geschäft ausrichten – was sich nach Einschätzung des Verlags am Aktionsradius einiger der größten Kunden der Verlagsgruppe, Apple, Amazon und Google, sowie der zunehmenden Internationalisierung von Agenten und Druckern zeige.
Chronik des Verlags
1994 Ruge gründet zusammen mit Arnulf Conradi und Veit Heinichen den Berlin Verlag; vorher war Ruge Lektorin für ausländische Literatur bei S. Fischer
1998 übernimmt Random House die Mehrheit der Anteile am Verlag
2003 kauft Conradi den Verlag zurück, kurz darauf folgt der Verkauf an den Londoner Verlag Bloomsbury
2005 Ruge wird Verlegerische Geschäftsführerin, Conradi zieht sich zurück
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