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Moritz Hürtgen über »Der Boulevard des Schreckens«

Moritz Hürtgen, geboren 1989 in München, brach 2013 sein Studium der Germanistik ab, um beim Satiremagazin „Titanic“ als Redakteur zu arbeiten. 2019 wurde er Chefredakteur und veröffentlichte bei Kunstmann seinen Gedichtband „Angst vor Lyrik“. Im September 2022 folgt jetzt im selben Verlag sein Debütroman „Der Boulevard des Schreckens“. (Foto: Tom Hintner)

In den aktuellen Herbstprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 11 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Moritz Hürtgen.

Mein Roman in drei Sätzen

Martin Kreutzer, Volontär bei einer wichtigen deutschen Tageszeitung, fälscht ein Interview mit dem angesagten Künstler Lukas Moretti. Doch noch während sich Martin das Gespräch ausdenkt, kommt Moretti im Münchner Vorort Kirching unter mysteriösen Umständen zu Tode. Der Volontär hat Glück, weil er nicht auffliegt, wird zu seinem Verhängnis aber von der Chefredaktion auf die ganze Geschichte um den toten Künstler angesetzt, die in Kirching immer schrecklicher und unglaublicher wird.

Mein Weg zu Kunstmann

Da schon einige meiner liebsten Kollegen aus dem Umfeld des „Titanic“-Magazins bei Kunstmann tolle Bücher veröffentlicht hatten, schlug ich dem Verlag 2018 einen Gedichtband vor, der dann 2019 unter dem Titel „Angst vor Lyrik“ erschien. Nach diesem gigantischen Erfolg unterschrieb ich in München einen Exklusiv-Vertrag für zwanzig weitere Bücher.

Das Verdienst meines Lektors

Moritz Kirschner hat mir gleich zu Beginn, als ich ihm den Plot und den Auftakt des Romans schickte, sehr gute Hinweise für einen gelungenen Einstieg in die Erzählung gegeben und mir gezeigt, wo ich einen bereits guten Sound treffe und wo noch nicht. Das hat mir beim Verfassen des Manuskripts irrsinnig geholfen.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Es ist ein einschüchterndes Geschäft, oft genauso unappetitlich und falsch wie jedes andere auch. Aber natürlich hat dieser Zirkus seinen Reiz, bringt großartige Werke hervor und man will es gerne weit darin bringen. Kunstmann und einige andere unabhängige Verlage sind für mich Inseln der Glückseligkeit, ganz wie das „Titanic“-Magazin im Mediengeschäft eine ist.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Das ist ohne jeden Zweifel „der buchladen“ im Nauwieser Viertel, Saarbrücken. Meine Frau Lisa hat dort im Kollektiv gearbeitet, als wir uns kennenlernten.

Meine Lieblingsautoren

Meine Kolleg/innen bei „Titanic“ heute sowie deren Vorgänger/innen durch alle Generationen zurück bis zu den Gründern der Neuen Frankfurter Schule. Außerdem aus Österreich: Elfriede Jelinek, Stefanie Sargnagel und Thomas Bernhard. Und aus der Schweiz: Stephen King.

So lese ich

Am liebsten vergnügt und unterhalten, gern auch gegruselt und gespannt. Wenn es das Wetter zulässt, auf einer Bank auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

Schreiben ist für mich

Im ersten Schritt der Versuch, etwas zu Papier zu bringen, das mir selbst gefällt. Im zweiten soll es dann Verleger/innen, Preisjurys, Hollywood und ein Millionenpublikum dazu verleiten, mich mit Geld und Zuneigung zu überschütten.

Wenn ich nicht gerade schreibe

… lassen meine Frau und ich uns von unserer dreijährigen Tochter jeden Tag dazu überreden, noch mal schnell zur Eisdiele zu spazieren.

Debüts im Herbst – im buchreport.magazin 7-8/2022

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

 Ein lügender Reporter, ein enervierender Künstler, Mord und Totschlag, Wahn und Wahrheit, brennende und fliegende Forellen. Muss man mehr sagen? Das brandheiße Romandebüt von Moritz Hürtgen hat uns sofort überzeugt, und nach dem Erfolg seiner Angstgedichte kann ein Roman über die großen Schrecken unserer Zeit doch nur ein absoluter Bestseller werden.

Moritz Kirschner, Verleger

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