Wie gut ist die Medienindustrie hinsichtlich digitaler Kompetenz aufgestellt? Was wird getan, um digitales Know-how aufzubauen? Diese Fragen haben die Managementberater von Apenberg & Partner Führungskräften und Personalern der deutschsprachigen Druck- und Verlagsbranche gestellt. Ergebnis: Es ist noch viel zu tun, insbesondere auf Führungsebene.
Digital sehr gut bis gut aufgestellt, zumindest aus der Sicht der befragten Manager und Personaler, sind lediglich die Geschäftsführer aus der Druckindustrie, gefolgt von ihren Mitarbeitern auf Juniorebene. Im Verlagswesen hingegen gibt es keine Medaillenplätze für das Management: Mit deutlichem Abstand wurden hier der Unternehmensnachwuchs sowie temporäre Arbeitskräfte als derzeit „digital am kompetentesten“ eingestuft.
Lediglich die Online-Redaktionen sind gut aufgestellt
Mit Blick auf die einzelnen Fachbereiche erscheint es der gesamten Medienbranche wichtig, dass insbesondere die Mitarbeiter aus Vertrieb, Marketing und Kommunikation digital kompetent sind, außerdem in den Druckereien die Abteilungen der Druckvorstufe und Produktionsplanung, sowie in Verlagen die Online-Redaktionen und Geschäftsführungsebenen.
Aktuell fehlt es den Verlagen insgesamt weithin an sehr guten digitalen Kompetenzen. Diese sind nach Angaben der Befragten bisher nur deutlich in den Online-Redaktionen sowie in Versand und Logistik zu finden.
Es fehlt die Zeit für Fortbildungsmaßnahmen
Um digitale Kompetenzen aufzubauen, setzen Branchenbetriebe heute vorrangig Personalentwicklungsmaßnahmen ein und schreiben diesen im Maßnahmenvergleich auch die größte Effektivität zu. Wenngleich die Unternehmen selten die Dienste von Freelancern nutzen, schätzen sie diesen Weg der Kompetenzbeschaffung als ebenso effektiv, wenn nicht sogar als effektiver ein als die Rekrutierung externer Kandidaten.
Beim Recruiting sind einerseits mangelnde digitale Kompetenzen, andererseits zu hohe Gehaltsforderungen der tatsächlich interessanten Digitalexperten die größten Herausforderungen sowie der „War for Talents“ mit namhaften Wettbewerbsunternehmen. Knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer gibt außerdem zu, dass sie selbst gar nicht beurteilen können, ob die Bewerber passende digitale Kompetenzen besitzen.
Bei der Mitarbeiterentwicklung fehlt es derzeit noch an bedarfsgerechten und bezahlbaren Angeboten. Zudem ist die Freistellung der Mitarbeiter ein grundsätzliches Problem, das auch andere mittelständisch geprägte Branchen kennen: Personalkosten sollen möglichst klein bleiben, weshalb der Geschäftsbetrieb in der Regel mit zu wenig Personal aufrecht erhalten wird. Die Mitarbeiter sind entsprechend voll ausgelastet oder gar überlastet.
Digitale Lernmethoden wie Webinare, Online-Tutorials und E-Learning-Plattformen werden bisher nur selten genutzt, könnten aber eine interessante Möglichkeit für die Branche sein, verstärkt digitale Kompetenzen aufzubauen. Dafür spricht neben dem Kostenfaktor auch die bessere Integrierbarkeit von E-Learning-Formaten in den Arbeitsalltag.
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Zur Methodik
Die Teilnehmer der Studie „Print Goes Digital 2.0“ wurden über einen Link auf der Unternehmenswebsite von Apenberg & Partner rekrutiert. Insgesamt haben 95 Führungskräfte und Personalentscheider aus Verlagen und Druckereien alle Fragen beantwortet. Der Großteil der Teilnehmer (78%) stammt aus Unternehmen mit unter 250 Mitarbeitern, davon 39% sogar aus Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern. Im Teilnehmerfeld des Verlagswesens stammten knapp 60% aus Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern.
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