Dem Libri-Logistikzentrum in Bad Hersfeld drohen Arbeitsniederlegungen im Weihnachtsgeschäft. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert, die Löhne der 500 festangestellten Libri-Mitarbeiter seien seit 2005 – dem Jahr des Austritts von Libri aus dem Arbeitgeberverband – nicht mehr erhöht worden, obwohl sich der Buchgroßhändler in der Krise gut geschlagen habe.
Gewerkschaftsfachsekretärin Mechthild Middeke zielt auf die Rückkehr der Arbeitgeber in den Tarifvertrag. Man werde eine Tarifkommission bilden, um entsprechende Forderungen zu stellen. Middeke nennt als derzeitigen Stundenlohn für einen Großteil der Beschäftigten 9,90 Euro, nach Tarif wären es 11,02 Euro. Die Gewerkschafterin verkündet Arbeitskampfbereitschaft und verweist darauf, dass mittlerweile ein Großteil der Belegschaft organisiert sei.
Bei Verdi wird gemutmaßt, dass in Bad Hersfeld die Arbeitgeber miteinander in Kontakt stünden, um das Lohnniveau niedrig zu halten. Amazon, wo die Gewerkschaft bislang nur relativ wenige Mitglieder hat gewinnen können und demzufolge zwar nicht weniger Kritik, aber weniger Druckmittel als bei Libri hat, ist sogar mit zwei Logistikzentren in der osthessischen Kreisstadt vertreten. Die Mehrheit der Amazon-Beschäftigten bekommt laut Gewerkschaft 9,97 Euro in der Stunde.
„Es gibt keine Absprachen“, widerspricht Libri-Geschäftsführer Michael Dettmann. Er argumentiert, der alte Tarifvertrag passe nicht zum Betrieb, sei dieser doch nicht dem Groß- und Außenhandel zuzurechnen, sondern ein Logistikunternehmen, in dem man die Tätigkeiten in der Regel schnell erlernen könne. Dettmann: „An einem Streik ist uns natürlich gar nicht gelegen. Was wir dagegen machen können, tun wir.“
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