Vor einem Jahr tönte zum Auftakt der New Yorker BookExpo „It’s the End of the World as We Know It“ aus den Lautsprechern der Buchmesse. Der Song von R.E.M. könnte das Motto der deutschen Verleger sein, die gerade einen neuen Kurs angesichts der digitalen Revolution einschlagen. Und dabei das Ende des Refrains, „And I Feel Fine“, beherzigen.
Wie gravierend der Wandel der Selbst- und Fremdwahrnehmung ausfällt, ist nirgendwo besser sichtbar als bei
Hanser. Noch-Verleger
Michael Krüger schimpfte auf den Buchtagen 2012 über die „Zerstreuungen des Netzteufels“ und den Konsum digitaler Medien.
Bald-Nachfolger Jo Lendle räumte dagegen bei der Konferenz Litfutur am Wochenende ein, für Autoren gebe es ein „digitales Schlaraffenland“ (Selfpublishing). Und schloss mit der radikalen Bemerkung, dass Verlage „heute definitiv nicht mehr nötig“ seien. Als „Edel-Dienstleister“ statt Türsteher müssten sich Verlage jetzt anstrengen.
Wie erfrischend nüchtern solche Einschätzungen im Vergleich zu den kulturpessimistischen Diagnosen jener Verleger (und Sortimenter) sind, die offenbar ihren Untergang einem Wandel vorziehen. Wie vital wirken dagegen Akteure wie Egmont Verlagsgesellschaften und Carlsen, die offensiv mit eigenen Angeboten auf die wachsende Gemeinde der Selfpublisher zugehen (nachzulesen im aktuellen buchreport.express 22/2013). Denen die Evolution wichtiger ist als die Tradition.
Nach einer langen Orientierungsphase, die von Unsicherheit geprägt war, herrscht an vielen Orten der Branche eine Aufbruchstimmung. Wohin die Reise führt? Unklar. Sicher ist nur: Scheitern ist besser als vorzeitig kapitulieren.
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