Der Börsenverein greift weiterhin als wirtschaftlicher Akteur über seine Wirtschaftstochter MVB aktiv ins Branchengeschehen ein. Die MVB lässt aber 2016 die eher ungeliebten handelsorientierten Services auslaufen, um sich stärker darauf zu konzentrieren, wie das Schwesterunternehmen Frankfurter Buchmesse mit der Kundengruppe Verlage Geld verdienen kann:
- Das 2014 von der MVB an den Start geschobene Shopsystem Buchhandel.de erweist sich funktional und wirtschaftlich als nicht tragfähig. Das Dauerlamento im Buchhandel über die schlechte Funktionalität von Buchhandel.de reißt nicht ab. Auch SPIEGEL ONLINE entfernt den Buchhandel.de-Shoplink wegen mangelnder Resonanz. Im September wird das Langzeitprojekt dann abgehakt, weil nur ein knappes Viertel der angeschlossenen Buchhandlungen deutliche Preiserhöhungen für den Erhalt der Plattform akzeptieren will.
- Im selben Monat wird der Geschäftsbereich Livendo abgestoßen, der Buchhandlungen Präsentations- und Serviceartikel anbietet.
Auch in weiteren Teilen legt die MVB die Fahrt durch das Jahr 2016 auf der Rüttelstrecke zurück:
- Auf den Buchtagen im Juni in Leipzig treibt das Ansinnen einer rückwirkenden Erhöhung der Gebühren für das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) Verlage auf die Barrikaden. Die Proteste zeigen Wirkung. MVB-Chef Ronald Schild rudert zurück, die Anhebung der Titelmeldegebühren wird auf 2017 verschoben.
- Das erst im Herbst 2015 für die Entwicklung, Vermarktung und Betrieb des digitalen Vorschausystems VLB-Tix gegründete Joint Venture der MVB mit dem IT-Spezialisten Newbooks Solutions wird ein gutes Jahr später schon wieder aufgelöst. Dass Fehleinschätzungen und strategische Differenzen zur Trennung geführt haben, wird von der MVB dementiert.
Der Ärger zu Hause wird durch Internationalisierung kompensiert. Gemeinsam mit dem Verlegerverband Camara Brasileira do Livro wird unter dem Namen Books in Print Brasil eine Buchdatenbank für Brasilien aufgebaut.
Aus Buchhandel.de wird VLB-light
Die Webadresse Buchhandel.de bleibt aktiv: Das hinter dem Shop stehende Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) wird weiterhin öffentlich sichtbar sein und kann entsprechend weitläufig als Bibliografier-Werkzeug genutzt werden. Hintergrund: Das für die Online-Nutzung eigentlich kostenpflichtige VLB muss die MVB mit wesentlichen bibliografischen Daten weiter öffentlich zugänglich halten, denn: Im Juni 2011 erhielt das VLB den Status der Preisreferenzdatenbank für preisgebundene Bücher in Deutschland. Diese Funktion, die VLB-Daten öffentlich zu halten, hatte bisher die Shop-Plattform Buchhandel.de abgedeckt.
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