Jahrelang hatten die Akteure der deutschen Buchbranche Zeit, sich mit eigenen Angeboten auf die Offensiven der großen Online-Portale hierzulande vorzubereiten. Nachdem Apple vor einem Jahr mit dem iPad und angeschlossenem iBookstore vorpreschte, rücken mit Amazon und bald auch Google (noch im Frühjahr) weitere große Onliner nach. Klar ist: Bis dato war Vorspiel, jetzt werden die Karten komplett neu gemischt.
In den USA profitiert Amazon davon, 2007 als Erster mit einem E-Book-Programm an den Start gegangen zu sein – wovon der weiterhin große Marktanteil im Wettbewerb mit Apple und Barnes & Noble zeugt. In Deutschland muss der Onliner dagegen den Markt von hinten aufrollen. Heute dominieren noch Apple (laut GfK fast 30% Marktanteil unter den E-Book-Shops) und Thalia (19%) auf dem digitalen Spielfeld. Doch allein die riesige Reichweite des Amazon-Shops in Deutschland (fast 77%) deutet darauf hin, dass sich die Münchner bei ihrer Aufholjagd schnell mit an die Spitze setzen werden – zum Vergleich: Die Reichweite von thalia.de liegt bei rund 8%.
Vor diesem Hintergrund muss man kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass sich der E-Book-Markt, wie der gesamte E-Commerce, zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickeln wird. Dass in der Beletage die Manager aus Seattle den Ton angeben werden – diejenigen, die mit ihrer Pricing-Politik für Unmut unter Verlegern sorgten, die aber mit ihren Pionier-Leistungen und -investitionen (nach dem ersten gescheiterten Versuch rund ums Jahr 2000) weltweit den größten Beitrag zur Vermarktung des digitalen Buchs leisteten. Und dass auf dem digitalen Buchmarkt abseits der großen Onliner zahlreiche Shops durch den rasanten Konzentrationsprozess auf der Strecke bleiben werden.
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