Die Fußball-EM ist beendet, das Geschäft mit den EM-Bilanzbüchern hat begonnen. Obwohl die Spiele der deutschen Nationalmannschaft nicht halb so begeisternd ausgefallen sind wie die bei der WM 2006, haben sich die Fans doch zahlreich zum Public und normalen Viewing versammelt und noch den chancenlosen Finalisten einen begeisterten Empfang in Berlin bereitet. Gute Voraussetzungen für ein großes Interesse an den Büchern. In den vergangenen Tagen haben denn auch sieben Verlage ihr Buch zur EM veröffentlicht: Der Neue Sportverlag, Copress, Das Neue Berlin, Ullstein, die Süddeutsche Zeitung, Weltbild und der Chronik Verlag.
Die WM-Buch-Schwemme hat bei einigen Verlagen zu Enttäuschungen geführt, außerdem ist eine EM immer noch niedriger anzusiedeln als eine mondiale Veranstaltung. Die Bertelsmann-Tochter Chronik, die das offizielle Bilanzbuch zum Turnier herausgibt, hat für ihre EM-Kalkulation „grundsätzlich die Planung um 20 bis 25% gesenkt“, so Geschäftsführer Detlef Wienecke-Janz. Die Süddeutsche war nach dem Erfolg ihrer 15-bändigen WM-Bibliothek und des Abschlussbandes „WM 2006“, von dem 85.000 Exemplare haben verkauft werden können, aber zuversichtlich genug, ein EM-Buch mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren hinterherzuschicken. „Die Herausgeber Josef Kelnberger, Ludger Schulze und ihr Team haben auch nach dem Finale bis halb 5 Uhr früh des folgenden Montags geschrieben und gelayoutet, bis das Buch fertig war und in Druck gehen konnte“, sagt SZ-Sprecherin Viktoria Großmann.
Ein ähnliches Bild wie bei der EM zeichnet sich bei der Tour de France ab. Am 5. Juli hat das Rennen in Brest begonnen, doch Sportverlage, die bereits mit Titeln zur „großen Schleife“ in den Startlöchern knieten, verhalten sich reserviert.
„Wir wollen unsere bereits für das vergangene Jahr geplante ,Enzyklopädie Tour de France‘ erst in diesem Herbst herausbringen“, sagt Erich Schünemann, Geschäftsführer des Werkstatt-Verlags. Der Titel sei im vergangenen Jahr noch nicht ganz produktionsreif gewesen; ein flüssiger Abverkauf an ein breites Publikum wäre aufgrund der von Skandalen erschütterten Branche außerdem nicht wahrscheinlich gewesen, so Schünemann.
Delius Klasing hatte im Vorfeld der Tour de France gehofft, nach dem Generationswechsel der Armstrong-Jahre und dem Doping-Debakel wieder ein größeres Interesse an dem Rennen mit 105-jähriger Geschichte bedienen zu können. Angekündigt wurde „das offizielle Buch“ zur Tour 2008 bereits, das als üppig bebilderter Schnellschuss alle wichtigen Informationen, entscheidende Phasen und alle Ergebnisse zusammenfassen sollte. „Wir haben uns kurzfristig entschlossen, den Titel nicht zu machen“, sagt Christina Meyer vom Delius-Klasing-Vertrieb. Ein kostendeckender Verkauf von 5000 bis 6000 Exemplaren sei aufgrund des bis in diesen Sommer reichenden langen Schattens der Doping-Skandale nicht zu erwarten.
So bleiben Radsportfans nur die Innenansichten von Radprofis: Der Niederländer Peter Winnen zum Beispiel bietet aktuell bei Covadonga mit „Gute Beine, schlechte Beine“ schaurig-schöne Einblicke in die Rennfahrerseele.
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