Der mit 10.000 Euro dotierte „Preis der Stiftung Buchkunst“ 2019 geht an das Buch „Name Waffe Stern. Das Emblem der Roten Armee Fraktion“ (Institut für Buchkunst, Leipzig). Das Siegerbuch wurde recherchiert und gestaltet von Felix Holler, Jaroslaw Kubiak und Daniel Wittner, alle drei sind Absolventen der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst.
Das Buch stellt die Frage nach der programmatischen Bedeutung des Emblems der Roten Armee Fraktion und dessen Elementen „Name“, „Waffe“, „Stern“. Entstanden ist es aus der 2017 vorgelegten Diplomarbeit der drei Gestalter, die gemeinsam mit ihrem Typografie-Professor Günter Karl Bose parallel eine Ausstellung zum Thema am Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig kuratierten.
„Das ausgezeichnete Buch zeigt, wie aus Buchstaben und Bildern Waffen werden. Eine zeichentheoretische Entzauberung, hoch willkommen in Zeiten, da zum RAF-Komplex scheinbar alles gesagt ist und das Logo der Terrorgruppe als ahistorische Ikone längst in die Pop-Kultur Einzug gehalten hat“, sagte die Leipziger Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke in ihrer Laudatio zur Preisverleihung am Freitagabend, 6. September in Frankfurt.
Das ausgezeichnete Buch wurde von einer fünfköpfigen Jury aus den 25 „Schönsten Deutschen Büchern“ ausgewählt, die die Stiftung Buchkunst im Juni bekannt gegeben hat. Die mit je 2000 Euro dotierten „Förderpreise für junge Buchgestaltung“ gingen an Tobias Klett und Lea Kolling für „Weltall Erde Mensch #23“, an Simon Knebl, Béla Meiers und Friederike Spielmannleitner für „Questions?“ sowie an Happy Little Accidents aus Leipzig für „Im Zweifel für den Zweifel“.
Diese Auszeichnung der Stiftung Buchkunst ist durch das Emblem „RAF“ doch sehr widersprüchlich und wirft sicher manche Fragen auf.
Sehr kritisch ist dieses Buch auch noch mit diesem „Stern“ und der „Waffe“ in diesem Zeitgeist von heute zu sehen.
Dieser Preis von 10000.- Euro erscheint mir als etwas zu hoch angesetzt.
Die Preisverleihung hätte vielleicht, z. B. auch der bedeutende Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920 – 2013) hinterfragt oder sogar ganz in Frage gestellt.
Es fehlen leider in unserem derzeitigen Literaturbetrieb kritische Akteure, die ihre Stimmen rechtzeitig erheben bevor so ein Preis überhaupt verliehen wird.
Ich sehe in diesem Preis keine Warnung zur „RAF“ .
Ich erkenne auch in diesem Einband keine geistvolle Beschäftigung mit der „RAF“ und ihren Folgen.
An sich ist dieser Einband auch keine so überragende „Einbandkunst“ , wenn man dieses Buch von außen betrachtet.
Jedenfalls trägt dieses Buch in keiner Weise zu Gedanken des Friedens bei, sondern erinnert nur etwas an einen grauenhaften Terror vor über 40 Jahren.
Man sieht aber auch daraus, dass aus der neueren Geschichte leider nicht viel gelernt wurde, denn sonst würde dieses Preisgeld nicht so hoch angesetzt.
Es wäre zu wünschen, dass noch vielleicht einige kritische Stimmen zu dieser Preisverleihung der Stiftung Buchkunst in der Süddt. Zeitung, Der Zeit oder in der FAZ sich zeigen könnten.
Literatur und Buchkunst, darunter gehört auch die Einbandkunst, sollten in unserer Zeit mehr auch kritisch betrachtet werden.
Eine „geistige Auseinandersetzung“ wäre hier sehr wichtig und auch notwendig.