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Nather Henafe Alali über »Raum ohne Fenster«

In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt zwölf dieser Nachwuchsschriftsteller in Steckbriefen vor. Heute: Nather Henafe Alali, der im Oktober bei S. Fischer seinen Erstling „Raum ohne Fenster“ vorlegt.

 

Nather Henafe Alali, geboren 1989 in Deir Azzor, Syrien, wurde 2012 vom Assad-Regime inhaftiert, seine Familie kaufte ihn aus dem Gefängnis frei und er musste sein Studium der Zahn­medizin abbrechen. Alali arbeitete für syrische und internationale Hilfsorgani­sationen und war als Feldreporter sowie als Essayist für syrische Online-Medien tätig. 2016 bis 2017 war er Kolumnist für den SPIEGEL, 2018 gab er eine Ausgabe der „Neuen Rundschau“ heraus, in der er Stimmen zu der Frage „Die syrische Revolution: eine Revolution der Medien?“ versammelte. „Raum ohne Fenster“ ist sein erster Roman. (Foto: Michael Zargarinejad)

Mein Roman in drei Sätzen

Die Liebe und das Lieben in schwierigen Zeiten. Nichts ist schwieriger, als frei zu sein, besonders wenn der Autoritarismus und der Krieg einem die Heimat nehmen. Deshalb geht es in meinem Roman um Erschöpfung und Hoffnung während des Versuchs, das Leben in den Wirren dieser Zeit wieder zurückzugewinnen, einer Zeit, in der Gerechtigkeit und Menschenrecht die zentralen Themen sind. 

Mein Weg zu S. Fischer

2016 habe ich im Literaturhaus Stuttgart die Kritikerin Insa Wilke getroffen. Zu dieser Zeit habe ich schon als Kolumnist für den SPIEGEL geschrieben. Ich habe mit Insa Wilke über meine Idee für den Roman „Raum ohne Fenster“ gesprochen. Danach bin ich nach Frankfurt gezogen, um mein Deutsch an der Goethe-Universität zu verbessern. In Frankfurt habe ich dann durch Insa Wilke die Leute von S. Fischer kennengelernt.

Das Verdienst meiner Lektorin

Meine Lektorin hat sich nicht nur auf den Text konzentriert, sondern auch darauf, eine Brücke zwischen arabischer und deutscher Literatur und Kultur zu bauen. 

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Als ich nach Deutschland kam, wurde zwar jeden Tag über den Krieg und die Revolution in Syrien berichtet, aber im Literaturbetrieb und in der Buchbranche war die Offenheit, über diese Themen zu sprechen, größer.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Die Autorenbuchhandlung Marx & Co. in Frankfurt.

Mein Lieblingsautor

Ich habe keinen Lieblingsautor. Ich finde, dass es zu jedem Thema einen wichtigen Autor gibt. Ganz oft mag ich die Bücher, die ich gerade lese. Im Moment sind das Muhammad al-Maghuts „Die Schaukel“, Ágota Kristófs „Das große Heft“ und John Lockes „Brief über die Toleranz“.

So lese ich

Ich lese meistens gleichzeitig verschiedene Bücher von verschiedenen Autoren, aus verschiedenen Kulturen und Sprachen.

Schreiben ist für mich

Das Schreiben ist der letzte Ort für mich, an dem ich mich verstecken kann. Solange ich schreibe, was ich will, fühle ich mich frei.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Lesen und nachdenken. Und natürlich – es ist fast lustig es zu sagen – arbeite ich daran, mein Deutsch zu verbessern.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Literatur ermöglicht es uns, an der Welt teilzunehmen und Erfahrungen nachzuvollziehen, die nicht zu unserem eigenen Alltag gehören. Darum lesen doch so viele Menschen. „Raum ohne Fenster“ erzählt schwermütig und sehnsüchtig von Salim und Hayat, die sich lieben, und von Aziz, ihrem melancholischen Freund. Die drei leben in einer belagerten Stadt und zumindest zwei von ihnen werden fliehen. Ihr Autor, Nather Henafe Alali, kommt aus Syrien. Er hat dort an den friedlichen Demonstrationen gegen das Assad-Regime teilgenommen, war im Gefängnis, musste das Land verlassen. Ihm war es wichtig, die Geschichten der Syrerinnen und Syrer vor dem Vergessen zu bewahren und daran zu erinnern, warum sie ihr Land verlassen. Und uns war es wichtig, ihm dafür einen Raum zu geben. Sein Roman erzählt von dem Gefühl, alles zu verlieren, aber nicht die Liebe, nicht die Freundschaft und vielleicht auch nicht die Hoffnung.

Welche Rolle spielen Debütanten für den Literaturbetrieb? 

Die Debütant/innen sind die Gegenwart und die Zukunft, sind Vermesser unserer Zeit. Ohne sie gäbe es in wenigen Jahrzehnten keine Literatur mehr. Also man könnte schon sagen, dass sie eine große Rolle für uns alle spielen. 

Juliane Schindler, Lektorin bei S. Fischer

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