Das neue Selfpublishing- und Autorenportal von Droemer Knaur auf dem die Leser über Werke abstimmen können, ist nun seit zwei Monaten online – erste Erfahrungen, welche Themen die Community und neobooks bewegten.
Auf der Buchmesse haben uns viele Autoren mit Anfragen geradezu überrannt – von extrem positiven bis sehr negativen Kommentaren war alles dabei. Das spiegelte sich bereits kurze Zeit später auf der Plattform, die heute bereits mehrere tausend Mitglieder hat. neobooks ist jedoch nicht nur die Autoren- und Leserplattform, auf der die Leser dem Lektorat die besten Werke zur Veröffentlichung empfehlen können, sondern auch der Name des digitalen Imprints.
Indikationen eines E-Verlags
neobooks als digitales Imprint steht vor den Herausforderungen, in den klassischen Verlagsbereichen Lektorat, Marketing, Herstellung und Vertrieb alle Prozesse auf ein rein digitales Produkt umzustellen. Bisher haben Verlage E-Books als „Nebenprodukt“ der Printbücher behandelt – mit neobooks tritt ein „echter“ E-Book-Verlag hinzu.
So wie das Taschenbuch in den Anfangsjahren, so muss sich nun auch das E-Book als eigene Daseinsform des geschriebenen Wortes einen Platz erkämpfen – in den Köpfen der Autoren, Verlagsmanagern und der Leser.
Als E-Book-Label, sucht unser neobooks Lektorat Autoren folgerichtig nur digital, über das Internet und unsere Plattform neobooks.com.
Gerade im Lektorat und bei den Autoren setzen die neuen Möglichkeiten, die sich durch rein digitale Produkte ergeben, große Kreativkräfte frei.
Bei neobooks.com suchen und finden wir gerade die E-Book-affinen Autoren, die sich vorstellen können, auch neue, genreübergreifende Stoffe, nicht-lineare Erzählformen oder andere Ideen umzusetzen.
Das ist in weiten Teilen unerforschtes Gebiet – aber genau deswegen macht diese Expedition großen Spaß und bietet dem E-Book die Chance, sich hier die Daseinsberechtigung zu erkämpfen.
Als vorrangig digitaler Verlag beschäftigt sich neobooks ebenso mit der Vermarktung von Digital-First-Produkten.
In diesem Bereich hat die Branche bisher kaum Erfahrungen sammeln können, es gilt, sich an anderen Branchen mit rein digitalen Produkten wie der Musikbranche zu orientieren. Aber auch E-Book-Imprints aus den USA wie carina press machen vor, wie es gehen kann.
Ideenklau im Netz
Besonders das Thema „Ideenklau“ bewegt die Autoren, die im Netz ihre Werke und/oder Leseproben veröffentlichen. Während es für die einen selbstverständlich ist, ihr Werk zu Werbezwecken sogar ganz kostenlos ins Internet zu stellen, zögern andere, Ausschnitte aus dem hart erarbeiteten Werk einfach so online zu stellen.
Warum ein Manuskript allerdings nicht „verbrannt“ ist, wenn es online publiziert wurde, hat viele Gründe.
Hier die wichtigsten:
1. Gerade Werke, die bereits veröffentlicht sind oder waren und auf großes Interesse gestoßen sind, zeigen die Marktchancen für ein Projekt deutlich.
Die Story/der Plot/die Geschichte eines Werks in Buchform kam in der Vergangenheit schon aus Blogs (Beispiel: Stadt, Land, Schluss), Communities oder von Social Networks. Dies zeigt, dass ein bereits online veröffentlichter Stoff kein Hindernis für eine Verwertung im Buch oder E-Book ist.
2. Die Wertschöpfung des Verlags liegt dann genau darin, Ideen zu Werken und Werke zu Büchern oder E-Books zu machen. Durch Lektorat, Marketing, Pressearbeit, professionelle Herstellung und Vertrieb erreicht ein Verlag eine ganz andere und größere Zielgruppe als die selbstpublizierten Werke – daher sind Veröffentlichungen online kein Problem.
Kann die Community das Lektorat ersetzen?
Schwarmintelligenz kann funktionieren, wenn man die richtigen Voraussetzungen schafft. Amazon führt uns mit dem Projekt Amazon Studios gerade vor Augen, dass sich selbst Hollywood den Meinungen der Kinogänger öffnet und Millionenprojekte nach der Abstimmung der User realisiert.
Zum ersten Mal demokratisiert mit neobooks ein großer deutscher Publikumsverlag einen Teil seiner Programmentscheidungen – das hat natürlich auch den Charakter eines Experiments. Auf neobooks wurden bereits mehrere tausend Rezensionen eingestellt – viele davon sind sehr gut, kritisch und fundiert, andere jedoch wurden aus Gefälligkeit hinterlassen. Das wurde – zu Recht – kritisiert. Wir reagieren darauf und haben dies im Rahmen unseres OpenBeta-Prozesses zum Anlass genommen, unser Bewertungssystem weiter anzupassen.
Letztlich sind es aber einfach Leser, die auf neobooks Ihre Meinung hinterlassen können – genau die Leser, die später auch das E-Book oder Buch des Autors in Händen halten können. (Zwei Drittel unserer User sind übrigens keine Autoren, sondern ausschließlich Rezensenten.)
Gleichzeitig baut neobooks aber auch auf die Kompetenz unseres Lektorats. Für neobooks arbeitet eine Lektorin, die sich ausschließlich um digitale Projekte kümmert – und dabei nicht nur dem Willen der Community folgt, sondern auch rechts und links der Top10-Liste nach Talenten für neobooks, aber auch für das Knaur Taschenbuch schaut.
Liebe Frau Fuchshuber,
Mir (und ggf. Herrn Mehner) ging es mehr um die Aussage, dass 66% der User reine Leser seinen. Diesen Eindruck kann ich nicht bestätigten. Aus den Daten der User lässt sich die Angabe auch nicht gewinnen. Ich habe jedenfalls auf der Plattform kaum reine Leser getroffen, was ich aber gefunden habe, sind Autoren, die (noch) nichts eingestellt haben (weil sie eben noch die Plattform für sich prüfen). Ich bin z.B. so einer. Das ist gut und schlecht gleichzeitig. Gut, weil die Qualität der Rezensionen teilweise sehr hoch ist (Autoren, eben, die wissen worauf es ankommt). Schlecht, weil nicht direkt übetragbar auf die potentiellen Käufer. Ja, ich weiß, auch Autoren kaufen Bücher – aber anders…
Eines kann man neobooks nicht absprechen. Das Maketing in eigener Sache klappt verdammt gut. Innerhalb nur kurzer Zeit ist es zu einem beispielhaften Beiträge-Stau auf dieser Autobahn gekommen. Und die vorne schon genervt wartenden, darauf wartend dass mal einer bei ihnen reinschaut und sein Urteil und evtl. eine Empfehlung abgibt, können das ganze erwartungsvoll nachdrängende Volk nicht davon abhalten, sich hinten anzustellen.
Einige, ganz Schlaue haben allerdings Mittel und Wege ersonnen, das Ganze abzukürzen und wie es ausschaut, sind lediglich diese es, die auf sich aufmerksam machen können. Und der ganze Rest? Muss halt warten! Auf das Christkindchen? Nein, da eher schon auf den Osterhasen,
meint antoine
Lieber Arne, lieber Herr Mehner,
danke für das Feedback.
Für eine 8 Wochen alte Community im OpenBeta-Status sind wir sehr zufrieden mit der Resonanz.
Daher lasse ich mal die Zahlen sprechen: Heute knacken wir die 3000 Rezensionen-Grenze. Wir haben 4 TopRezensenten (über 100 Rezensionen) und fast 100 Rezensenten, die zwischen 10-100 Rezensionen geschrieben haben.
Aber natürlich gibt es auch Werke, die wenig oder gar nicht rezensiert werden oder wurden, oder – wie oben angesprochen – mit oberflächlichen Gefälligkeitsrezensionen. Daher überarbeiten wir unser Bewertungssystem und damit auch an unserem „Schaufenster“ – wir nehmen die Kritik der Community sehr ernst. Unser TopRezensentenprogramm werden wir für die Zukunft noch präsenter machen, denn neben dem Entdecken von Literatur erwarten neobooks Rezensenten ja auch Preise und Prämien.
Ich möchte Martin bestätigen, ich kenne zahlreiche User bei neobooks, die zwar aktuell nur lesen und hier und da rezensieren, aber dieses nur machen, um Erfahrungen mit der Plattform zu sammeln, bevor sie ggf. ihre eigenen Werke einstellen oder aber ganz andere Wege zur Veröffentlichung wählen. Es ist also nur ein „lesendes“ reinschnuppern. Menschen, die nur als Leser gekommen (und auch geblieben sind) sind in der absoluten Minderheit, soweit von mir beurteilbar. Es gibt aktuell auch wenig Gründe, was reine Leser halten könnte, denn bereits im Schaufenster des virtuellen Buchladens (TOP10) wird nur wenig erfreuliches gezeigt. Zwei, drei tolle Titel zwischen Schreibversuchen auf VHS-Kurs-Niveau. Das ist schade und hier muß dringend etwas geändert werden.
Ich bitte Euch nur um eines, liebe neobooker, dass Ihr Euch noch nicht allzuviel Hoffnungen macht, eine erhebliche Menge von Online-Lesern angelockt zu haben. Auch wenn zwei Drittel der User selbst keine Werke eingestellt haben, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht schreiben.
Und wer eine kurze Rezension schreibt, hat noch lange nicht gelesen.
Aber genau darauf käme es an: Leute, die sich für entstehende Literatur interessieren, ohne eigene Autoren- oder Freundschaftsinteressen zu haben. Dazu bedarf es noch einiger Feinabstimmungen
– meint: Martin Mehner