Keine Exoten mehr: Seit 2013 gehören 3D-Drucker zum Inventar der Kölner Stadtbibliothek, Makerspace-Pionierin unter den Bibliotheken in Deutschland.
Im Herbst wird der Dialog zwischen Tüftlern und Lesern verstärkt. Heise und Harenberg starten Mini Maker Faires im Buchhandel und in Bibliotheken. Die ersten Partner der Initiative sind die Mayersche und die Kölner Stadtbibliothek.
Auf den ersten Blick sind das total unterschiedliche Welten: Die der Maker, die teilweise mit Hochtechnologie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und keine Berührungsängste vor Platinen und Programmier-Code haben; und die Buchwelt, die sich primär einem uralten Print-Medium verpflichtet fühlt und entsprechend mit der digitalen Buchwelt ganz schön fremdelt. Doch an der Schnittstelle zwischen der auch hierzulande boomenden Bastler-Bewegung und der Buchbranche ist derzeit viel in Bewegung. Im Buchhandel entwickeln sich Bücher zu Maker-Themen sehr gut (s. buchreport.magazin 1/2016, hier zu bestellen). Zudem herrscht wechselseitiges Interesse, den Dialog von Bastlern und Buchmenschen auszubauen. Vor diesem Hintergrund führen die Harenberg Kommunikation, der Verlag, in dem buchreport erscheint, und Heise Medien im Herbst 2016 ein Veranstaltungsformat für Buchhandlungen und Bibliotheken zum Thema Maker ein.
Maker Media, eine Tochter des Hannoveraner Heise Verlags, bringt mit der Zeitschrift „Make“ die wichtigste Publikation der Szene heraus. Außerdem organisiert und lizenziert Maker Media Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Auftakt der Heise-Harenberg-Kooperation ist eine Veranstaltungsreihe in der Mayerschen Buchhandlung. Im September und Oktober findet an fünf großen Standorten des NRW-Filialisten – in Essen (3.9.), Köln (Neumarkt, 10.9.), Dortmund (17.9.), Düsseldorf (24.9.) und Aachen (15.10.) – jeweils an einem Samstag ganztags die „Mayersche Mini Maker Faire“ statt. Das Konzept: Buchkäufer lernen die Welt der Maker kennen; Bastler stellen ihre Projekte vor und laden zum Mitmachen ein. Dazu passend werden in den Filialen Bücher, Zeitschriften und andere Maker-Artikel angeboten. Im kommenden Jahr sollen Mini Maker Faires in weiteren Buchhandlungen bundesweit folgen.
Größte Maker-Veranstaltung im Handel
Die Veranstaltung knüpft an die Maker-Messe an, die Anfang November 2015 bei Barnes & Noble debütierte. In allen 647 Filialen baute der größte US-Buchfilialist im Rahmen der „Barnes & Noble Mini Maker Faire“ der Szene prominente Bühnen: Maker-Produkte wie Raspberry-Pi-Computer, 3D-Drucker und Roboter wurden vorgeführt, Bücher und Zeitschriften verkauft, außerdem gab es Bastelkurse und Podiumsdiskussionen. Die Bilanz fiel erfolgreich aus: Kunden waren begeistert, B&N verkaufte die Maker-Produkte so gut, dass sie teilweise sogar ins reguläre Sortiment genommen wurden; im Online-Shop des Filialisten ist etwa ein 3D-Drucker für 349 Dollar erhältlich. 2016 wird die Reihe – die größte Veranstaltung für Maker im US-Einzelhandel – wiederholt, mit hochkarätigen Sponsoren aus der Maker-Branche.
Am 5. November 2016 folgt eine gemeinsame Veranstaltung von Heise und Harenberg in Kooperation mit der Kölner Stadtbibliothek, die „Mini Maker Faire Köln“. Am Rhein wurde schon im Jahr 2013 der erste Makerspace in einer deutschen Bibliothek eröffnet. „Die Menschen wollen heute nicht mehr nur Konsumenten sein, sondern sie wollen auch selbst aktiv werden. Sie wollen Neues ausprobieren, kreativ sein, eigene Dinge herstellen und ihr Wissen und ihre Ideen mit anderen teilen“, erklärt Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek. „Ein Beispiel dafür ist der Makerspace. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um einen Raum, in dem Workshops angeboten werden, sondern um eine Philosophie, die auf der aktiven Teilnahme der Bibliotheksnutzer beruht.“
Anders als bei der Mayerschen Buchhandlung, die ihre Kunden ins Thema Maker einführen möchte, soll sich die Veranstaltung in der Kölner Stadtbibliothek auch an Fortgeschrittene richten, denn was ein 3D-Drucker oder Quadrocopter ist, das wissen die Stammbesucher längst. In der Kölner Stadtbibliothek, die 2015 als „Bibliothek des Jahres“ ausgezeichnet wurde, soll eine Mini Maker Faire veranstaltet werden, die zwar auch Grundlagen vermittelt, aber auch die Speerspitze der Bewegung zeigt: Neueste Technologien, besonders ambitionierte Maker-Projekte, flankiert von einem interessanten Rahmenprogramm. Auch hier wollen die Projektpartner im kommenden Jahr weitere Mini Maker Faires in Bibliotheken veranstalten.
Interessieren Sie sich auch für die Ausrichtung einer Mini Maker Faire? Oder möchten Sie als Sponsor die Veranstaltungen begleiten? Infos auf der neuen Webseite www.harenberg-maker.de
Fotos: Mayersche, Kölner Stadtbibliothek
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