Die Verlockung ist groß, sich mit Blick auf das zukünftige Verhältnis von gedrucktem Buch und E-Book in falscher Sicherheit zu wiegen. Wenn man zum Beispiel hört und liest, dass Lesegeräte wie Amazons Kindle das „gute alte Buch“ nicht ersetzen werden, ist das zweifellos richtig. Ebenso wie der Umstand, dass das iPad als E-Book-Lesegerät seine Macken hat: Viele Tester und Käufer bescheinigen dem vermeintlichen Wunderding, dass das Lesen längerer Texte darauf längst nicht so komfortabel ist, wie man gehofft (oder befürchtet) hat. Für jemanden, der vom Machen oder Verkaufen gedruckter Bücher lebt, ist beides aber kein wirklicher Grund zur Beruhigung, denn auf der anderen Seite stehen beeindruckende Zahlen.
Apple meldet zum Beispiel, dass sein neues Spielzeug seit dem Marktstart 3,27 Mio Mal verkauft worden ist. Amazon berichtet, dass es zum ersten Mal mehr E-Books als Hardcover verkauft hat. Ebenfalls interessant ist eine Zahl vom deutschen Zeitungsmarkt: Nach Angaben des Axel Springer Verlags hat er die Apps für seine Blätter „Welt“ und „Bild“ bereits 200.000-mal verkauft. Bei aller Skepsis, bei allem Wissen um die begrenzte Vergleichbarkeit von Buch- und Zeitungsinhalten und um die Unterschiede zwischen deutschem und amerikanischem Markt: Das sind Zahlen, wie man sie bisher vom E-Book-Geschäft bzw. dem Geschäft mit Bezahlinhalten allgemein nicht kannte.
Außerdem schieben viele Verlage jetzt erst spezielle iPad-Apps an den Start und Apple-Konkurrenten stehen mit anderen Tablet-Computern erst noch in den Startlöchern. Das alles bedeutet nicht, dass man das Verschwinden des gedruckten Buches befürchten müsste. Aber die Gewichte zwischen Print- und E-Book könnten sich jetzt sehr bald, sehr schnell und sehr deutlich verschieben.
aus buchreport.express 29/2010
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