Mit einer Langzeitstudie nimmt die Stiftung Lesen die Wirkung und Maßnahmen von ehrenamtlichem Vorleseengagement unter die Lupe. BMBF-gefördertes Forschungsprojekt ist gestartet.
(Mainz, 24. Februar 2010) Die Bedeutung der Lesekompetenz als Schlüsselqualifikation für den lebenslangen Bildungsweg eines Menschen ist ebenso unbestritten wie die Notwendigkeit einer möglichst umfassenden Förderung in der Familie. Dafür sind Vorlesen und Erzählen die besten Mittel, um Kinder von klein auf zum Lesen(-lernen) zu motivieren. Mit dieser Aufgabe werden Eltern hierzulande zum Glück nicht allein gelassen, denn Dank eines großen ehrenamtlichen Vorlesenetzwerkes gibt es bundesweit viele regionale Vorleseprojekte, um Kindern Bücher und Vorlese-Erfahrungen an öffentlich Orten näher zu bringen: in Kindertagesstätten, Grundschulen und Bibliotheken. Zu diesem Verbund zählt mit mehr als 9000 Mitgliedern auch der Vorleseclub der Stiftung Lesen.
Vor dem Hintergrund, dass in 42 Prozent aller Haushalte mit Kindern im ,klassischen Vorlesealter‘ unter zehn Jahren nur unregelmäßig oder gar nicht vorgelesen wird (Quelle: Vorlesestudie der Deutschen Bahn und Stiftung Lesen, 2007) und nur acht Prozent der Kinder von ihren Vätern (Quelle: Vorlesestudie der Deutschen Bahn und Stiftung Lesen, 2008), gewinnt die Mitwirkung der ehrenamtlichen Akteure an besonderer Bedeutung.
Inwieweit die laufenden ehrenamtlichen Vorleseinitiativen die Leselust fördern, welche Erfolge sie verzeichnen, aber mehr noch: wie die ehrenamtlichen Vorleserinnen und Vorleser in ihrer Tätigkeit unterstützt werden können, möchte die Stiftung Lesen mit der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungsprojekts Erprobung und Evaluation von Regionalmodellen zur Leseförderung am Beispiel ehrenamtlicher Vorlesetätigkeit ermitteln.
Wie setzt sich die Gruppe der ehrenamtlich Engagierten soziodemografisch zusammen? Was motiviert sie? Über welche Qualifikationen zur Ausübung ihrer Tätigkeiten verfügen sie? Das sind nur einige der vielen Fragen, denen die neue Studie nachgeht. Neben einer Bestandsaufnahme sowie qualitativen und quantitativen Befragungen soll die Studie die Basis für effektive Weiterbildungsmaßnahmen aufzeigen, um ehrenamtliche Vorleser und Vorleserinnen weiter zu qualifizieren. Über einen Zeitraum von drei Jahren werden auf diese Weise mit mehr als einer halben Million Euro neue, bedarfsgerechte Fortbildungsmodule entwickelt und evaluiert.
Am Ende, so das Ziel von Bundesministerin Prof. Dr. Annette Schavan und Heinrich Kreibich, Geschäftsführer die Stiftung Lesen, soll allen Interessierten ein modern aufgestelltes Weiterbildungsangebot als lebendiges und wirkungsvolles Instrument der außerschulischen Leseförderung zur Verfügung stehen.
Wie wichtig die Kulturarbeit auf freiwilliger Basis ist, weiß auch Bundespräsident Horst Köhler. Der Schirmherr der Stiftung Lesen zeichnet regelmäßig Vorleseclub-Mitglieder für ihren ehrenamtlichen Einsatz mit dem Bundesverdienstorden aus und verdeutlicht damit, wie unverzichtbar deren persönliches Engagement ist, um gerade benachteiligten Kindern, Bildungschancen und Zugänge zur modernen Wissensgesellschaft zu ermöglichen. Denn ohne Frage ist Lesenkönnen eine der wichtigsten Fertigkeiten, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Und je früher Kinder an die Welt der Bücher herangeführt werden und die Liebe zum Lesen entdecken, umso leichter meistern sie schulische Anforderungen.
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