Neben Nassim Taleb haben sich mit den Psychologieprofessoren Christopher Chabris und Daniel Simons („Der unsichtbare Gorilla“) zwei weitere Autoren gemeldet, deren Inhalte Rolf Dobelli ohne Quellenangabe übernommen haben soll. Der Bestseller-Autor und sein Verlag ziehen jetzt die Konsequenzen.
Wie der Hanser Verlag auf Nachfrage von buchreport.de erklärt, ist eine aktualisierte Auflage von Dobellis Sachbuch-Bestsellern geplant, in der auf die Original-Quellen verwiesen wird. Auf seiner Internetseite hat Dobelli die entsprechenden Korrekturen bereits aufgeführt. Demnach hatte der Autor fünf Passagen von Chabris und Simons paraphrasiert, ohne auf seine Quelle zu verweisen.
Das Ende einer langjährigen Freundschaft
Wie berichtet, hat bereits der Autor Nassim Taleb Dobelli öffentlich des Plagiats beschuldigt (buchreport.de berichtete). Der Ökonom (der kein Deutsch spricht) war erst durch die amerikanische Übersetzung misstrauisch geworden und hatte per Twitter, Facebook und über seine Internetseite erklärt, dass der Schweizer Autor Dobelli einige Textpassagen von ihm übernommen oder paraphrasiert hatte, ohne die Quelle zu nennen. Er habe den Schweizer Autor bereits vor einem Monat mit den Vorwürfen konfrontiert, so Taleb, wollte dann aber die Öffentlichkeit über den Fall entscheiden lassen.
Der Beschuldigte räumt ein, dass er einige wenige Quelle nicht genannt habe, zeigt sich aber enttäuscht, dass sein langjähriger Freund und Vertrauter, der erst im Mai gemeinsam mit ihm „The Art of Thinking Clearly“ in New York präsentierte, ihn öffentlich an den Pranger gestellt hat – statt den Vorfall bilateral zu klären. Nassim Taleb sei der meistzitierte Autor des gesamten Werks, und Dobelli verhehle nicht, dass er durch den häufigen und intensiven Gedankenaustausch mit diesem inspiriert und angeregt wurde, heißt es in einer Stellungnahme des Verlags. „Ähnliche Literaturquellen und Gedanken sind also nicht zufällig, sondern fast zwangsläufig.“
Hanser: „Die meisten Vorwürfe sind haltlos“
Bei den von Nassim Taleb bemängelten 22 konkreten Vorwürfen würden in 19 Fällen Sachverhalte thematisiert, die bei Taleb zwar genannt werden, die aber nicht auf ihn zurückgehen, heißt es weiter. So sei beispielsweise das philosophisch/theologische Konzept der „via negativa“ seit Jahrhunderten bekannt, ebenso die Michelangelo-Anekdote, die Dobelli in seinem Buch zitiert.
In nur drei der von Taleb genannte Fälle seien die Quellen nicht genannt worden. Diese Passagen würden, ebenso wie die von Chabris und Simons genannten, jetzt korrigiert und in der aktualisierten Auflage berücksichtigt. In „The Art of Thinking Clearly“ werden „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ zu einem Werk zusammengefasst, weshalb laut Verlag noch nicht klar ist, ob beide Werke korrigiert werden müssen. Bis zum Nachdruck blieben die Bücher von Dobelli aber lieferbar.
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