Kobo will offenbar mit unabhängigen Buchhändlern zusammenarbeiten: Wie der „Bookseller“ berichtet, will der kanadische E-Book-Spezialist Indies eine Schnittstelle für den E-Book-Verkauf anbieten.
Bei einem Treffen in London warb Kobo-Vizechef Michael Tamblyn um die Gunst der rund 100 anwesenden unabhängigen Buchhändler aus Großbritannien. Sie sollten E-Books via Kobo an ihre Kunden verkaufen sollen; schließlich sei Kobo die Waffe der Wahl im Kampf gegen Amazon. „Im Kampf gegen einen Wettbewerber, der Sie tot sehen will, müssen Sie alles geben. Wir haben ein Modell entwickelt, das funktioniert und mit dem stationäre Händler gewinnen können“, so Tamblyn.
Sein Konzept:
- Über eine integrierte Kobo-Schnittstelle auf ihrer Internetseite sollen Buchhändler E-Books verkaufen können.
- Hinterlegt der Kunde dort beim Kauf seine E-Mail-Adresse, erhält der Buchhändler einen prozentualen Anteil an jedem über Kobo verkauften E-Book, so Tamblyn – unabhängig davon, ob der Kunde das E-Book im stationären Geschäft oder online kauft.
- Auf Wunsch können die Händer auch die E-Reader und das Zubehör von Kobo (s. Abbildung) anbieten.
- Die Höhe der Provision ist laut „Bookseller“ unter Verschluss, sei aber deutlich höher als 5%. Zum Vergleich: Bei Libreka erhalten Sortimenter bei jedem erfolgten Verkauf 20% des Netto-Warenwertes als Provision.
Ob der E-Book-Spezialist dem deutschen Buchhandel ein ähnliches Modell anbieten will, wollte man bei Kobo vorerst nicht bekannt geben. Auf Nachfrage von buchreport.de hieß es aus Kanada lediglich, man sei immer auf der Suche nach starken Partnern.
Die Kooperation mit unabhängigen Buchhändlern würde für Kobo eine Kehrtwende bedeuten, kooperieren die Kanadier doch bislang nur mit größeren Ketten:
- Hierzulande vertreibt Kobo seine E-Reader über Elektronikhändler wie Mediamarkt/Saturn, Redcoon, Euronics und Electronic Partner.
- Im englischsprachigen Raum kooperiert Kobo mit Indigo, Walmart, Best Buy, Target, WH Smith, Collins Booksellers und Whitcoull’s.
- In Frankreich hat sich Kobo die Fnac als Partner geangelt.
Auch andere E-Book-Spezialisten buhlen um unabhängige Buchhändler:
- Die britische E-Book-Community Anobii, die ebenfalls, mit einem neuen Investor im Rücken, Amazon ins Visier genommen hat, feilt an einem ähnlichen Konzept wie Kobo. Das Modell laut „Bookseller“: Für jede an Anobii weitergegebene E-Mail-Adresse eines Kunden, der ein E-Book kaufen will, erhält der Buchhändler eine Provision. Für Folgekäufe hat er folgende Alternativen: Entweder bekommt er eine höhere Provision, wenn er nur kurze Zeit an den Folgekäufen beteiligt werden will – oder eine niedrigere Provision, wenn er einen längeren Zeitraum wählt.
- Der Online-Shop Hive, den das britische Barsortiment Gardners 2011 als Plattform für unabhängige Buchhändler ins Leben gerufen hat, will sein Angebot für Buchhändler optimieren. In den nächsten zwei Wochen wolle Hive auch Smartphone-Apps (Android und Apple iOS) anbieten und das E-Reader-Portfolio erweitern, berichtet der „Bookseller“. Über Hive.co.uk verkauft der größte britische Zwischenbuchhändler Bücher direkt an Endverbraucher, wobei die Indies als Anbieter fungieren und dafür 5% der E-Book-Erlöse erhalten. Endverbraucher, die bei Hive bestellen, werden zur nächsten Netzwerk-Buchhandlung weitergeleitet, die den Auftrag ausführt.
Die drei Modelle wurden auf Anregung der britischen Booksellers Association entwickelt und vorgestellt.
Kommentar hinterlassen zu "Neue Waffen im Kampf gegen Amazon"