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Neue Zeitrechnung ohne Harry

Die Botschaft von CEO Nigel Newton bei der Vorstellung von Bloomsburys Geschäftszahlen 2007 am Montag dieser Woche war deutlich und unüberhörbar: Es geht auch ohne Magie. Mit der Veröffentlichung des siebten und letzten Harry Potter-Buches aus der Feder von Joanne K. Rowling hat es sich zwar ausgezaubert, doch am Londoner Soho Square geht die Welt deswegen nicht unter. Ganz im Gegenteil zimmert Newton schon seit einigen Jahren zielstrebig am neuen Auftritt der britischen Verlagsgruppe.

Einmal durfte Harry Potter jedoch im Geschäftsbericht noch zaubern und hat das höchst eindrucksvoll getan. Bei der Bilanzpressekonferenz konnte Newton aus dem Vollen schöpfen:

  • Der Umsatz schnellte 2007 um sage und schreibe 100,9% auf die Rekordhöhe von 150,21 Mio Pfund (189 Mio Euro)
  • Der Gewinn vor Steuern wurde um 243,5% auf 17,86 Mio Pfund (22,5 Mio Euro) verbessert
  • Die Kriegskasse ist mit 47,56 Mio Pfund (60 Mio Euro) fast doppelt so gut gefüllt wie ein Jahr zuvor (24,3 Mio Pfund).

Einziger Wermutstropfen in Bloomsburys Zahlenwerk ist das US-Geschäft. Mit einem Umsatzrückgang von 10,8% auf 13,39 Mio Pfund (16,9 Mio Euro) hat Bloomsbury US deutlich schwächer abgeschnitten als erwartet. Dafür hat der Berlin Verlag die internationalen Farben umso besser vertreten (siehe Kasten). 10,75 Mio Euro Umsatz hätten in buchreports Ranking der 100 größten Verlage zu Platz 93 gereicht; die Zahlen lagen jedoch bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Säen und ernten auf neuen Feldern

Mit Augenmaß und kalkulierter Risikobereitschaft hat Nigel Newton, der Bloomsbury im September 1986 gegründet hat, neue Kernkompetenzen erarbeitet, die langfristig und regelmäßig Rendite sicherstellen sollen. „Bloomsbury ist für die Zeit nach Harry Potter bestens aufgestellt“, stellte der gebürtige Amerikaner bei der Vorlage der Geschäftsberichtes voran und legte nach, dass „wir auch weiterhin zielstrebig das machen werden, was wir am besten können: Neue Talente entdecken und international etablieren“.

Ganz oben in Newtons Strategiepapier steht seine Version von der ausschließlich eigenen Verwertungskette.  Und da wiederum ist die zielstrebige Besetzung von Nischenmärkten durch Zukäufe ein wichtiger Punkt. Ganz aktuell hat Bloomsbury den Pädagogik-Spezialisten Featherstone Education Limited für eine ungenannte Summe übernommen.

Eine Schlüsselrolle in der Zukunft der Londoner Verlagsgruppe spielt der neue Executive Director Richard Charkin, den Newton im Herbst 2007 überraschend von Macmillan abgeworben hat. Der 58-Jährige gilt als spontaner, mitunter unberechenbarer Querdenker, aber auch als eine der innovativsten und einflussreichsten Verlegerpersönlichkeiten auf der Insel.

Das neue Führungsduo setzt nach einer intensiven Bestandsaufnahme des Unternehmens auf Aufgabenteilung: Newton verantwortet ab sofort die wachstumsintensive Specialist Division mit den Kernkompetenzen Lexika, Nachschlagewerke, Datenbanken; Charkin ist für die Publikumsverlage in Großbritannien, USA und Deutschland zuständig.

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