Die Presse bespricht heute groß und breit den neuen Roman von Christian Kracht, „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“. Unter der Überschrift „Neues aus Laberland“ rezensiert die Berliner „taz“ den Roman, in dem der fortschreitende Untergang der Buch- und Schreibkultur zu Kriegszeiten ein Leitthema sei. „Natürlich hat es da eine gewisse Konsequenz, dass Kracht diesen prophezeiten Untergang nun in seinem eigenen Text quasi performativ durchexerziert.“ Kracht wolle vermutlich kein besseres Buch schreiben und passe so ins Programm von Kiepenheuer & Witsch – ein Ort für geniale Dilettanten wie Helge Schneider oder Harald Schmidt, die in ihren Büchern das Prinzip der Hochkultur permanent torpedierten, indem sie passionierten Nonsens produzierten.
Der „Spiegel“ hinterfragt die Person des Autors, der stets ein Verwirr- und Versteckspiel betreibe, ein stetiges Schaffen von Verunsicherung. Kracht sei immer höflich, oft schüchtern und wirke in seiner merkwürdig ältlichen Kleidung wie der Weltreisende Tim aus „Tim und Struppi“.
Die „Welt“ schreibt, Kracht stanze mit kantigen, kalten Sätzen eines jenes Bücher in die Literaturlandschaft, die es brauche, damit man den Kopf frei bekomme. „Ein Rätselbuch, an dem man sich das Hirn wund denkt. Das eine ganz eigene Welt entwirft aus einer ganz eigenen Sprache – einer mit den Kriegsjahren mitgealterten eidgenössisch gefärbten, stahlgehärteten Sprache.“
Die „himmelschreiende Belanglosigkeit“ von Krachts Prosa bemängelt der „Tagesspiegel“ – als Zeugnis einer in die Jahre gekommenen Pose jedoch sei das Buch aufschlussreich. „Denn Kracht schreibt, um Überbietung bemüht, gegen eine allfällige Ironisierung an, die alle Unterscheidungen zwischen Hoch- und Populärkultur, Kunst und Werbung kassiert hat. Er ist der Schweizer Don Quijote in einem Land, das den fröhlichen Paradigmenwechsel von Helmut Schmidt zu Harald Schmidt vollzogen und das Realitätsprinzip aus den Augen verloren hat.“
„Was für ein Beginn!“, frohockt demgegenüber die „Süddeutsche Zeitung“ – die ersten Sätze übten eine magische Wirkung aus, die man in der vielgefeierten jungen deutschen Literatur sonst nicht erfahre. „Hier muss man sich nicht einlesen, durch mühselig-langwierige Beschreibungen quälen oder trivialen Dialogketten irgendwelche Basisinformationen abnotieren.“
„Spiegel“ (S. 155), taz.de, welt.de, tagesspiegel.de, sueddeutsche.de
NACHGELESEN – Bücher in der Presse
Belletristik
María Cecilia Barbetta: Änderungsschneiderei Los Milagros. S. Fischer 2008, 19,90 Euro.
nzz.ch
Elizabeth Bishop: Poems, Prose, and Letters. Ed. by Robert Giroux and Lloyd Schwartz. The Library of America 2008, 40 Dollar.
nzz.ch
Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten. Kiepenheuer & Witsch 2008, 19,95 Euro.
nzz.ch
Monika Fagerholm: Das amerikanische Mädchen. Fahrenheit-Verlag 2008, 22,90 Euro.
nzz.ch
Knud Hjortö: Staub und Sterne. Lilienfeld-Verlag 2008, 18,90 Euro.
nzz.ch
Cormac McCarthy: Kein Land für alte Männer. Rowohlt 2008, 19,90 Euro.
„Financial Times Deutschland“ (S. 32)
Judith Kuckart: Die Verdächtige. DuMont 2008, 19,90 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)
Adolf Muschg: Kinderhochzeit. Suhrkamp 2008, 24,80 Euro.
nzz.ch
Włodzimierz Odojewski: Ein Sommer in Venedig. SchirmerGraf 2007, 14,80 Euro.
Włodzimierz Odojewski: Als der Zirkus kam. SchirmerGraf 2008, 16,80 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 34)
Marion Poschmann: Hundenovelle. Frankfurter Verlagsanstalt 2008, 17,80 Euro.
fr-online.de
Franziska Sperr: Das Revier der Amsel. Fahrenheit Verlag 2008, 19,90 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 34)
Galsan Tschinag: Das Menschenwild. Eine Erzählung aus dem Altai. Insel Verlag 2008, 11,80 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)
Kjell Westö: Wo wir einst gingen. btb 2008, 19,95 Euro.
fr-online.de
Sachbuch
Kurt Beck: Ein Sozialdemokrat. Pendo 2008, 19,90 Euro.
„Bild“ (S. 2)
Jagdish Bhagwati: Verteidigung der Globalisierung. Pantheon 2008, 16,95 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 12)
Max Cappabianca: Die Perlenkette des Glaubens. Den Rosenkranz beten & meditieren. St. Benno 2008, 12,50 Euro.
„Bild“ (Seite 8)
Christopher Coyne: After War: The Political Economy of Exporting Democracy. Stanford Economics and Finance 2007, 24,95 Dollar.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 12)
Colin Crouch: Postdemokratie. Suhrkamp 2008, 10 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 37)
Daniel C. Dennett: Den Bann brechen. Religion als natürliches Phänomen. Verlag der Weltreligionen 2008, 28,80 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 37)
Robert Fossier: Das Leben im Mittelalter. Piper Verlag 2008, 22,90 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)
Florianne Koechlin: Pflanzenpalaver. Belauschte Geheimnisse der botanischen Welt. Lenos 2008, 19,90 Euro.
nzz.ch
Friedrich Pfäfflin (Hg.): Aus großer Nähe. Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Wallstein Verlag 2008, 39,90 Euro
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)
Ben Ratliff: Coltrane. Siegeszug eines Sounds. Hannibal 2008, 24,90 Euro.
fr-online.de
Jeanne Rubner (Hg.): Frauen, die forschen. 25 Porträts von Bettina Flitner. Collection Rolf Heyne 2008, 29,90 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 37)
Alexander von Schönburg: Alles, was Sie schon immer über Könige wissen wollten, aber nie zu fragen wagten. Rowohlt Berlin 2008, 17,90 Euro
„Bild“ (Seite 12)
Udo Wengst, Hermann Wentker (Hg.): Das doppelte Deutschland. 40 Jahre Systemkonkurrenz. Ch. Links Verlag 2008, 29,90 Euro.
tagesspiegel.de
Das Wikipedia Lexikon in einem Band. Bertelsmann Lexikon Verlag 2008, 19,95 Euro.
focus.de
Bücher zu Alexander Mitscherlich
Martin Dehli: Leben als Konflikt. Zur Biographie Alexander Mitscherlichs. Wallstein Verlag 2007, 29,90 Euro.
Tobias Freimüller: Alexander Mitscherlich. Gesellschaftsdiagnose und Psychoanalyse nach Hitler. Wallstein Verlag 2007, 39,90 Euro.
Timo Hoyer: Im Getümmel der Welt. Alexander Mitscherlich – Ein Porträt. Vandenhoeck & Ruprecht 2008, 39,90 Euro.
Bücher zu Romy Schneider
Olaf Kraemer: Ende einer Nacht. Die letzten Stunden von Romy Schneider. Blumenbar Verlag 2008, 17,90 Euro.
Günter Krenn: Romy Schneider – die Biographie. Aufbau 2008, 24,95 Euro.
Thilo Wydra: Romy Schneider. Suhrkamp Basis Biographie 2008, 7,90 Euro.
Jürgen Trimborn: Romy und ihre Familie. Droemer Verlag 2008, 19,95 Euro.
Johannes Thiele: Romy in Love. Die Liebe im Leben der Romy Schneider. Thiele Verlag 2008, 18 Euro.
Beate Kempfert (Hg.), Die Erinnerung ist oft das Schönste. Fotografische Porträts von Romy Schneider. Hatje Cantz 2008, 29,80 Euro.
VORAUSGESEHEN – Bücher im Fernsehen und Kino
Arte zeigt heute um 21 Uhr „Nur die Sonne war Zeuge“, die Verfilmung von Patricia Highsmiths Roman „Der talentierte Mr. Ripley“ mit dem jungen Alain Delon in der Hauptrolle.
arte.tv
Die „FAZ“ berichtet über die freie Bahn für „Hari Putter“, einen indischen Kinoheld, dessen Name verdächtig an Harry Potter erinnere und der von einem Gericht in Neu-Delhi grünes Licht bekommen habe – Warner hatte den Start des Films verbieten lassen wollen.
faz.net
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