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Neugier und Hoffnung: Vom Zauber des Anfangs

In der ersten Jahreshälfte debütieren wieder einige deutschsprachige Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 13 dieser Nachwuchsschriftsteller und ihre Bücher vor.

Nicht jeder Debütroman stammt von einem Autor, der damit seinen Einstand im Kulturbetrieb gibt. So hatte Jürgen von der Lippe neben seiner Arbeit auf Bühnen und im TV schon 14 Bücher veröffentlicht, bevor er im Januar bei Penguin seinen ersten Roman „Nudel im Wind“ vorlegte. Auch Rockmusiker Bela B, Schlagzeuger der Band Die Ärzte, ist kürzlich unter die Romanciers gegangen. Sein Erstling „Scharnow“ ist im Februar bei Heyne Hardcore erschienen.

Aufgrund ihrer Popularität ist diesen Neu-Belletristen mit ihren Büchern eine hohe Aufmerksamkeit in der Presse und ein guter Platz in den Buchhandlungen sicher. Das Ergebnis: „Nudel im Wind“ erreichte bereits Platz 6 der SPIEGEL-Bestsellerliste, „Scharnow“ stieg auf Platz 27 ein.

 

Debüts sind keine Selbstläufer

Diese breite Medienbeachtung und sofortige Sichtbarkeit ihrer Romane ist den meisten deutschsprachigen Debütanten nicht vergönnt. Für die Verlage ist die Vermarktung dieser Titel daher eine Herausforderung, weiß Heyne-Verleger Tilo Eckardt, der neben dem Debüt von Bela B bei Heyne Hardcore in diesem Frühjahr auch „Jesolo“ von Tanja Raich im Blessing-Programm verantwortet: „Debütantinnen und Debütanten zu veröffentlichen kann das Schönste und Lohnendste und gleichzeitig das Schwierigste und Frustrierendste sein. Hier braucht es besonders wirksame Signale an die Neugierde und Aufmerksamkeit des Lesers, der ja immer auch Entdecker sein will.“

Eckardt ist überzeugt: „Ohne Debüts geht es nicht im lebendigen Buchbetrieb. Sie sind für alle unsere Programme unverzichtbar, aber man muss genau hinschauen. Nicht alles, was sich neu nennt, ist gleich ein vielversprechendes Debüt. Und nicht jedes Debüt ist ein Versprechen für eine lange Autorenkarriere.“

Das gilt für Konzernverlage ebenso wie für kleinere unabhängige Marken. Wagenbach-Lektorin Annette Wassermann führt aus: „Vielversprechende Debüts zu finden und zu verlegen, ob in Übersetzung oder deutschsprachig, ist ebenso reizvoll wie riskant. Es ist immer eine Wette auf die schriftstellerische Zukunft des entdeckten Talents, und diese kann eben gewonnen oder verloren werden.“

Annette Wassermann (Wagenbach), Nadya Hartmann (FVA), Tilo Eckardt (Heyne), Maria Ebner (Hoffmann und Campe; Fotos: Laura J Gerlach, privat, Bernd Hoppmann, Sina Scherer)

Für die Frankfurter Verlagsanstalt ist das Entdecken neuer literarischer Stimmen seit Verlagsübernahme von Joachim Unseld 1995 eine tragende Säule, erzählt Lektorin Nadya Hartmann. Aktuelles Beispiel: „Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat“ von Demian Lienhard. Ein Debüt sei immer ein Abenteuer, für die Autorinnen und Autoren genauso wie für den Verlag. „Damit dieses Abenteuer gelingt, braucht es nicht nur einen Text, der überzeugt, sondern verlagsseitig müssen viele Zahnräder ineinandergreifen“, nennt Hartmann die Erfolgsfaktoren:

  • Ein gutes Gespür für literarische Stoffe und die Menschen dahinter
  • Eine besondere Sorgfalt im Lektorat und bei der Betreuung sowie Beratung der oftmals noch jungen Autorinnen und Autoren
  • Ein gesundes Maß an Risiko­bereitschaft
  • Entschiedenes Engagement und kreatives, strategisches Denken aller Abteilungen.

 

Weg in die Zukunft

Maria Ebner, Lektorin bei Hoffmann und Campe, wo im Februar „Immerjahn“ von Barbara Zeman erschienen ist, fasst die Arbeit mit den neuen literarischen Stimmen so zusammen: „Debütanten weisen neben unseren Hausautorinnen und -autoren den Weg in die Zukunft des Verlagsprogramms. Ihre Bücher figurieren oft als Signaltitel, daher wägen wir solche Programmentscheidungen besonders fein und mit dem gesamten Verlag ab. Bei der Arbeit spüren wir dann eine ganz besondere Euphorie, die viel mit dem Zauber des Anfangs zu tun hat.“

buchreport hat in diesem Frühjahr 13 Autorinnen und Autoren zu ihren Romanen und ihrer Arbeit befragt.

Lisa Maria Starke  starke@buchreport.de

Die vorgestellten Erstlingswerke im Überblick

 
AutorTitelVerlagEuroETISBN
BeckerDas Lebens ist eins der HärtestenRowohlt20,003/2019978-3-10-397345-7
BergmannMein Leben mit MarthaEisele18,002/2019978-3-498-00684-6
BukowskiMilchzähneAufbau20,003/2019978-3-96101-012-7
CusanitBabelHanser23,001/2019978-3-96101-017-2
KarigDschungelUllstein22,005/2019978-3-8270-1385-9
LienhardIch bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hatFrankf. Verlagsanstalt24,003/2019978-3-627-00260-2
MevissenIch kann dich hörenWagenbach19,001/2019978-3-550-05024-4
MaeßGelenke des LichtsWallstein20,002/2019978-3-462-05196-4
MoiniDer WürfelAtrium22,002/2019978-3-7371-0020-5
StoifbergDortNagel & Kimche23,002/2019978-3-0369-5785-2
RaichJesoloBlessing20,003/2019978-3-95757-625-5
von HayekAls die Tage ihr Licht verlorenPendo20,003/2019978-3-351-03739-0
ZemanImmerjahnHofmann und Campe22,002/2019978-3-328-60015-2
Deutschsprachige Romandebüts aus den Hardcover-Progammen des Frühjahrs 2019; Auswahl 

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